laut.de-Kritik
Von den tiefsten Tälern bis auf die höchsten Gipfel.
Review von Deborah Schmidt"Die Musik schlummert in der Materie, jeder Sound, selbst Stille ist schon Musik. Deshalb gilt es, das Ungehörte und Unerhörte hörbar zu machen: Den schwarzen Lärm, eine für den Menschen unhörbare Frequenz", erfährt man auf der Website des Hamburger Produzenten.
"Black Noise" umhüllt die Welt mit sphärischen Klängen und verwandelt sie in den Kosmos von Pantha Du Prince. Auch in Sachen Songtitel setzt er auf Kreativität: "Welt Am Draht" ist etwa nach einem Virtual Reality-Fernsehfilm aus 1973 von Rainer Werner Fassbinder benannt.
Der erste Track "Lay In A Shimmer" nimmt den Hörer mit auf eine wundersame Reise von den tiefsten Tälern bis auf die Gipfel der Berge - der Schweizer Berge, um genau zu sein. Denn hierhin verschlug es Hendrik Weber, alias Pantha Du Prince, zusammen mit Joachim Schütz und Stephan Abry, um in der Natur Aufnahmen zu sammeln.
"Black Noise" lässt sich also ganz wunderbar in die Sparte der Musique Concrète einordnen, bei der reale Sounds aufgenommen und anschließend elektroakustisch manipuliert werden. Natur und Technik konvergieren und die Frage nach Realität und Einbildung, wie sie auch in Fassbinders "Welt Am Draht" zur Debatte steht, schwebt konstant im Raum.
Pantha Du Prince führt den Hörer an die Grenzen der Entfremdung heran. Das ganze Album spinnt ein Netz aus Sonderlichkeiten und Besonderheiten, wie sie schöner nicht sein könnten.
Fröhliches Klingklong trifft auf jede Menge Geklacker und eine Fülle an Beats. Weber probiert diverse Klangdesigns aus, die sich keinem eindeutigen Format zuordnen lassen. Obwohl er der elektronischen Sparte zugetan ist und sich mit seinen musikalischen Projekten gerne mal in technolastigen Gefilden verliert - "Black Noise" ist kein übliches Club-Album!
Die Stilkomponenten Acid und Ambient überwiegen. Minimal präsentiert sich hier in eher bedächtiger Form und wird regelmäßig von Glockengeläut aufgemischt.
Die charakteristische Kombination aus organischem und synthetischem Sound suggeriert eine unendliche Weite, die so gut wie nie von Vocals durchbrochen wird. "Stick To My Side" ist der einzige Track, der tatsächlich Gesang vorweist. Und dieser stammt gar von Noah Lennox, aka Panda Bear - Mitglied bei Animal Collective.
"Es Schneit" ist ein weiterer Titel, der nicht vollständig aus der Pantha-Feder stammt. Modell stand "Hilary", ein Song der englischen Post-Punker The Durutti Column von 1985.
Kollaborationen stehen Pantha Du Prince außerordentlich gut, aber auch im kreativen Alleingang ist Weber Garant für minimalistische Qualität. Das stark melodische "Satellite Snyper" scheint schon fast tanztauglich und erinnert stellenweise an Paul Kalkbrenner. "Behind The Stars" gibt ebenfalls etwas mehr Gas als der Rest des Albums und verbreitet düsteres Flair.
Webers Aufenthalt in den Bergen prägte die Arbeit ganzheitlich. Nicht nur Musik, sondern auch Albumtitel und -cover, letzteres gestaltete er selbst, entsprechen dem Konzept und machen "Black Noise" zu einem avantgardistischen Glanzstück.
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