laut.de-Kritik
Keine Neugeburt, aber Platz für Hoffnung ist geblieben.
Review von Michael EdeleEigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich die neue Paradise Lost entweder verreißen oder als Schritt in die richtige Richtung kennzeichnen würde. Aber so einfach machen es mir die Inselaffen leider nicht.
Als Kollege Friedrich mir die CD mit den Worten: "Der erste Song hört sich wie Rammstein an", überreichte, dachte ich nur: "Ja klar, Ixi, wieder mal zu lang am Toner geschnüffelt." Doch weit gefehlt, was mir da entgegen schallt, klingt nicht nur vom Beat, sondern auch von der Gitarrenarbeit her doch schwer nach den fünf Dumpfbacken aus dem ehemaligen Neufünfland. Allgemein greifen die Engländer erstaunlich häufig auf Industrial Klänge zurück, was an Produzent Rhys Fulber liegen mag. Das gilt für den Opener "Isolate" wie auch für "Perfect Mask", welches jedoch eher Erinnerungen an die besseren Zeiten von den Krupps weckt.
Da die Gelegenheit wohl gerade günstig war (Cathedral nahmen im Studio nebenan auf) hat sich Nick Holmes seinen Kollegen Lee Dorian für "Erased" gesichert, bei dem auch erstmals wieder eine Damenstimme zu hören ist. Weitere Prominenz findet sich in Form von Devin Townsend, der Nick bei "Two Worlds" begleitet. Doch auch diese Songs sind nicht wirklich dazu angetan, meine angeschlagene Meinung von Paradise Lost zu revidieren, auch wenn Meister Holmes seine Stimmbänder wieder etwas rauer erschallen lässt und man unvermittelt wieder an James Hetfield denken muss. So hätte "Pray Nightfall" zu einem richtig guten Song werden können, wenn die Rhythmus-Gitarren nur endlich wieder ihren Platz in vorderster Front einnehmen würden und nicht immer noch hinter den Keyboards um Anerkennung kämpfen müssten.
Doch siehe da, kaum hat man sich durch die ersten Songs gekämpft, wird man tatsächlich belohnt. "Mystify" (mein geheimer Favorit) und "No Celebration" könnten beinahe an die Klassiker "Icon" oder "Draconien Times" heran reichen. Das einzige Manko ist jedoch, dass sich Aaron und Greg scheinbar standhaft weigern, den Anschlag wieder auszupacken, der für die Band früher prägend war. Dass sie aber auch noch in der Lage sind, rockigere Songs zu schreiben, beweisen "Self Obsessed" und der Titeltrack "Symbol Of Life", der auch gut und gern auf der "One Second"-Scheibe hätte stehen können. Welcher Geist eines längst verstorbenen Punkveteranen bei "Channel For The Pain" in die Band gefahren ist, weiß ich auch nicht, tut aber gut zu hören, dass man es im Hause Paradise Lost auch noch wütend angehen kann.
Die Erlösung oder Neugeburt, die sich viele von der Scheibe erhofft haben, ist sie sicherlich nicht geworden. Die Abkehr vom 47. Depeche Mode-Klon war notwendig, dass man dafür bei einigen anderen Bands im Fundus fischt, ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Platz für Hoffnung ist aber geblieben.
1 Kommentar
Kann "Believe in nothing" nicht toppen gehr aber trotzdem auch heute noch gut rein das Teil.