laut.de-Kritik

Die Australier wirken dem schlechten Ruf des Metalcore entgegen.

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Unzählige Metalcore-Bands kopieren sich zunehmend selbst oder gehen nur nur als schlechte Imitate durch. Parkway Drive distanzieren sich dagegen eindeutig von genretypischen Merkmalen wie dem Klargesang und konterten in der Vergangenheit mit kompromissloser Härte. So wirkten die Australier schon mit ihrem letzten Album "Deep Blue" dem schlechten Ruf des Genres entgegen. Die Band veröffentlichte ein Album mit derben Growls und atemberaubenden Breakdowns, das selbst nach mehrmaligen Durchläufen nicht langweilig wird.

Nachdem die bekennenden Surfer sich zuletzt den Tiefen der Ozeane widmeten, handelt "Atlas" nun vom Planeten Erde. Während im Intro "Sparks" nachdenklich gesprochene Worte von einer akustischen Gitarre begleitet werden, arbeitet sich im Hintergrund das Schlagzeug langsam zum doppelt betitelten Song "Old Ghosts - New Regrets" hin. Dabei schallen gleich zu Beginn die ersten Schlachtrufe für anstehende Live-Events mit "We're Born With Nothing And We Die Alone" durch die Boxen. Nachdem der erste Spuk mit erfinderischen Breakdowns endet, schreit Sänger Winston McCall in "Dream Run" ins Mikrophon, als ob es kein Morgen gäbe, und lässt dem Hörer keine Zeit die ersten Eindrücke zu verarbeiten.

Die folgende Hymne "Wild Eyes" lädt nicht nur zu lautstarkem Mitschreien ein, sondern überzeugt auch mit gelungenen Wechseln zwischen melodischen und thrashigen Gitarrenriffs. Die Spielfreude der Band durchdringt zwar alle zwölf Songs, lässt aber vor allem zu Beginn gute Laune aufkommen. Und das, obwohl "Atlas" weitgehend ernsthafte Themen behandelt.

"Dark Days" stellt beispielsweise die Naturgewalten, den Umgang mit den Ressourcen unserer Erde und die Zukunft der Menschheit in den Fokus. Dabei fungiert die Gitarre als tickende Uhr, während Taktschläge die Textzeilen wie "The Clock Is Ticking, There Is No Second Chance. There Will Be No Future, If We Can't Learn" einläuten. Das soziale und ökologische Engagement verwundert bei der Naturbesessenheit der Australier nicht.

Nachdem Parkway Drive in der ersten Hälfe hauptsächlich Wut und Dampf ablassen, folgt mit "The River" eine ruhigere Nummer, die ihren Schwerpunkt deutlich auf die melodische Seite der beiden Gitarristen legt. Überraschende Unterstützung bekommen Parkway Drive von weiblichen Backgroundstimmen, die den Song auflockern und für angenehme Abwechslung sorgen.

In der zweiten Hälfte geht Parkway Drive keineswegs der Atem aus, "Swing" geht weiterhin direkt nach vorne, und "The Slow Surrender" reißt selbst im Mid-Tempo den Hörer zu Körperbewegungen hin. Dabei erinnert die Scratching-Einlage zwar an den totgesagten Nu Metal, gerät aber nach kurzer Zeit sofort wieder in Vergessenheit. In "Atlas" findet ein Streichorchester den Weg aufs Album, so dass der Gesang nur noch dezent wahrgenommen wird, während "Blue And The Grey" in Begleitung einer Trompete den Hörer nach mehr als 45 Minuten Wut, Nachdenklichkeit und kleinen Experimenten sanft in den Sessel fallen lässt.

Trackliste

  1. 1. Sparks
  2. 2. Old Ghosts - New Regrets
  3. 3. Dream Run
  4. 4. Wild Eyes
  5. 5. Dark Days
  6. 6. The River
  7. 7. Swing
  8. 8. The Slow Surrender
  9. 9. Atlas
  10. 10. Sleigh Out Of Hand
  11. 11. Snake Oil And Holy Water
  12. 12. Blue And The Grey

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LAUT.DE-PORTRÄT Parkway Drive

Australien hat so Einiges zu bieten - gerade im Musikbereich. Zum Beispiel die im Jahr 2003 gegründete Band Parkway Drive, die sich dem Hard- und Metalcore …

8 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Leider das bisher schwächste Album von Parkway Drive. Dennoch gefällt es mir um Längen besser als viele anderen Metalcore-Alben, die massenhaft auf den Markt geworfen werden. Gibt ein paar richtig starke Songs, aber auch ein paar, die mich (vielleicht noch?) nicht direkt überzeugen. 4/5
    Live aber auf jeden Fall noch immer der absolute Hammer!

  • Vor 12 Jahren

    Das Genre ist so verhunzt, dass ich da kein Ohr mehr riskiere. Ich kann mir auch schwerlich vorstellen, was in 10 Jahren Metalcore noch an Neuerung zu erwarten ist. Dafür ist das Genre sehr platt und leider dermaßen ausgelutscht worden, dass man eigentlich nur noch allergisch reagieren kann. Ignorieren sag ich mir.

  • Vor 12 Jahren

    @JaDeVin (« Das Genre ist so verhunzt, dass ich da kein Ohr mehr riskiere. »):

    Also wenn du Parkway Drive noch nicht kennst, würde ich an deiner Stelle wirklich mal reinhören. Sehr empfehlenswert sind "Romance is Dead" und "Smoke 'Em If you Got 'Em" vom ersten Album "Killing With A Smile".
    Ignorieren ist bei Parkway Drive wirklich verkehrt. Vielleicht gefällt es dir ja nach dem Reinhören nicht, okay, aber die Band ist definitiv anders, als was du vermutlich meinst, wenn du vom "Genre Metalcore" sprichst.