laut.de-Kritik
Als habe Manu Chao Urlaub in der Schweiz gemacht.
Review von Giuliano BenassiDas Cover lässt keine Rückschlüsse auf die Musik zu, deutet aber darauf hin, wo sie entstanden ist: in den Bergen. Um genauer zu sein: in der schweizerischen Ortschaft Sedrun in Graubünden, nicht allzu weit vom Gotthardpass entfernt.
Wanderer sind Sänger und Gitarrist Pascal Gamboni und Bassist Rees Coray im übertragenen Sinne: Gamboni hat das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends in London und Bristol verbracht, wo er in verschiedenen Bands gespielt hat. Coray ist in mehreren schweizerischen Jazz-Combos tätig.
Sie sind viel gereist, aber doch ihren rätoromanischen Wurzeln treu geblieben. Nicht nur geographisch. So sind die meisten Texte in ebenjenem Idiom verfasst, das in der Schweiz zwar vierte Amtssprache ist, das aber nur noch 60.000 Personen fließend beherrschen.
Folkloristisch geht es auf dem Album nicht zu. Bald kommt der Eindruck auf, als habe Manu Chao seinen Urlaub in der Gegend verbracht und ein Unplugged-Album eingespielt. Melodien und Rhythmen erinnern immer wieder an den spanisch-französischen Superstar wider Willen, wie auch sein Ansatz: Musik, die ihre Wurzeln nicht verkennt, aber selbstbewusst in die weite Welt blickt.
Ob auf Rätoromanisch, Englisch oder stellenweise Deutsch, stets ziehen Gamboni und Coray, die Zuhörer in ihren Bann. Der warme Klang des Kontrabass' und die mit wenigen Akkorden auskommende Akustikgitarre passen gut zu den tiefen, unaufgeregten Stimmen. Keyboardtöne, Perkussion und gelegentlich weibliche Sprech- oder Gesangseinlagen sorgen für Abwechslung.
"Veta Gloriusa" zählt zu jenen Alben, die vollkommen überraschen und sich schnell im Gedächtnis festsetzen. "It's blowing my mind / And it's changing my mind / I'm going to town", singen Gamboni und Coray. Passend, denn im Januar 2017 kommen sie auf Tour nach Deutschland.
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