laut.de-Kritik
Atmosphärisches Techno-Debüt des Konstanzer Produzenten.
Review von Simon LangemannFür einen in Konstanz ansässigen, freischaffenden Künstler bietet es sich natürlich an, sich seine schöne Umgebung ganz genau anzusehen. "Konstanz und der Bodensee mit all seinen Stimmungen haben mich sehr inspiriert", befindet auch Patrick Zigon. Dieser Aspekt macht das vielseitige Debütalbum des Konstanzer Elektro-Produzenten nur noch interessanter.
Passend zum herbstlichen Release-Datum setzt "The Alpha State" im tief nebligen Morgengrauen mit gebremstem Beat ein. "Momento Magico", murmelt eine geheimnisvolle Stimme. Tatsächlich stellt sich dank der speziellen Kombination aus schräger Bassline, atmosphärischen Dub-Sounds und den Reggae-Vocals des Brüderpaares Caramelo Criminal, besser bekannt als Frontduo von Raggabund, eine durchaus magische Stimmung ein.
Auch "Black Out" mit Paolo Olarte schreitet eher verhalten voran und steigert die Spannung. Bei "Nevesta" löst Zigon dann endlich die Handbremse, schaltet einen Gang hoch und steigert sich mit treibenden Beats in den Bereich des Tanzbaren. Mit tänzelnden Piano-Melodien lässt er die Sonne aufgehen, wobei sich die dicken Nebelschwaden allmählich lichten.
Nachdem gleich der Einstieg ein extrem filigranes Elektro-Album ankündigt, behält "The Alpha State" auch im weiteren Verlauf seinen federleichten Charakter bei. Dabei sieht der Konstanzer keine Notwendigkeit, den Unterhaltungswert mittels übertriebener Breaks abzusichern. Stattdessen setzt er auf fließende Übergänge und schafft dadurch viel Abwechslung.
Auch für die Tanzfläche ausgelegte, stumpfe Minimal-Beats à la Format B bleiben komplett aus. Viel lieber beweist Patrick Zigon sein musikalisches Können und schafft damit eher Tracks zum Zuhören als zum kompromisslosen Abraven.
Die extreme Vielschichtigkeit seines Sounds hebt den Konstanzer von anderen Produzenten ab. Alleine das rhythmische Fundament besteht meist aus zahlreichen verschiedenen Beat-Elementen, darunter entdeckt man neben Bass und Snare auch immer wieder kleine Details wie Cowbell oder trockene Klanghölzer. Auch das harmonische Gewand zeigt sich extrem kreativ und variiert zwischen effektbeladenen Synthesizern und organischeren Instrumentalklängen, wie z.B. Klavier oder Trompete.
Bei der Zusammenführung der zahlreichen Instrumente setzt Zigon voll und ganz auf den Dub: Weit nachhallende Raumeindrücke und rhythmische Echos dominieren das Klangbild über weite Strecken und rücken die Tracks zumeist in ein trübes, schwummriges Licht. Ohnehin ist "The Alpha State" als homogenes Gesamtkunstwerk zu betrachten, was alleine schon die Liveset-artigen, nahtlosen Übergänge der Tracklist andeuten.
Zu absoluter Hochform läuft der Produzent in "Kimatta" auf und lässt nach etwas helleren Tracks allmählich die Dämmerung anbrechen. Breit angelegte Synthieteppiche schaffen ein düsteres Ambiente, perkussiv eingesetzte Soundsplitter bilden ein regelrechtes Klanggestrüpp. Immer wieder seufzt eine mit Dämpfer ausgestattete Trompete geheimnisvoll vor sich hin.
Beim energischeren "Use It Or Lose It" wird es dann endgültig Zeit für den nächtlichen Discobesuch. Auch "Märchenland" dürfte mit erhöhtem Tempo und eingängigem Goldkehlchen-Feature in jedem Club bestens funktionieren, macht es doch schon über den Kopfhörer gewaltig Spaß.
So ist es nur folgerichtig, dass "The Alpha State" bereits Zigons musizierende Kollegen aufhorchen ließ. "Auf der Platte sind viele brilliante und groovende Tracks drauf. Die werde ich mit Sicherheit mal live spielen", freute sich beispielsweise bereits Laurent Garnier.
2 Kommentare
ein sehr feines album!
überraschend gut...sogar sehr gut!!!