laut.de-Kritik
Gute Grundlage für schweißtreibende Konzerte der Aachener.
Review von Michael EdeleWem der Name Pencilcase bislang noch nie unter gekommen ist, der hat definitiv eine starke Band aus unseren Landen verpasst. Aber wer nennt seine Band schon 'Bleistiftschachtel' und hofft damit auf den großen Durchbruch? Wobei, andere wurden mit Candlebox, Soundgarden oder Foo Fighters auch erfolgreich ...
Und schließlich bewegt sich die Band aus Aachen in einem ähnlichen musikalischen Gebiet wie die genannten Bands. Auch wenn man beim Organ von Fronter Joscha Golzari auf den ersten Eindruck eher an Arnim Teutoburg-Weiß (Beatsteaks) oder Oliver Meister (Betontod) denken muss. Der Mann hat zwar Rotz und Druck auf der Lunge, aber wenn es an die melodischen Sachen geht, zeigen sich doch noch ein paar Defizite.
Dabei beweise die Jungs gerade was die Vergabe von Titeln angeht, guten Humor. Wer den Streifen "Lucky # Slevin" kennt weiß: ein Kansas City Shuffle ist, wenn alle nach rechts schauen, und du nach links gehst. Wo und wann Pencilcase diesen Kansas City Shuffle vollzogen haben, erschließt sich zwar nicht ganz, aber wer eine musikalische Anleitung zum 'Einmal in den Wald scheißen' gibt (verteil ich immer noch gern als Gutschein), hat bei mir schon einen Stein im Brett.
Defizite sind stellenweise leider auch beim Songwriting unüberhörbar, doch das machen Pencilcase mit ihrer Spielfreude weitgehend wett. Schon der Opener "Freaks" rockt frei von der Leber nach vorne weg und macht einfach Spaß. Das Alternativ-Rad erfinden die Aachener zwar nicht, aber darauf kommt es ja auch nicht an, so lange die Attitude stimmt.
Und die stimmt sowohl auf CD als auch live. Man muss jedoch sagen, dass die Livepower auf der Scheibe ein wenig verloren geht und Sänger Joscha das Zünglein an der Waage ist, das verhindert, dass Pencilcase wirklich über das obere Mittelmaß hinaus reichen. Dazu zeigt sich der Mann stimmlich einfach nicht konstant genug und kickt die Songs nicht auf die nächsthöhere Stufe.
Schade, denn im locker swingenden Titeltrack packt er mal eine echt große Hookline aus, und im schwer nach US-Radio klingenden "Memory Milestones" klingt er stellenweise echt wie ein Großer. Auf der anderen Seite sind da aber Nummern wie das völlig belanglose "Faultline Stories" oder das an sich gute "Come Alive", das gesanglich einfach nicht ganz überzeugt.
Dennoch haben die Jungs vor allem live eine Chance verdient, denn da kommt die ganze Sache doch eine Ecke rauer und authentischer rüber. Lasst euch im nächsten Jahr mal sehen.
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