laut.de-Kritik

Schon jetzt eines der besten Ambient-Alben des Jahres.

Review von

Penelope Trappes erspielte sich mit ihrem düsteren, ätherischen Stil mit ihren ersten drei Alben "Penelope One", "Two", "Three" einen sehr guten Ruf in der Ambient-Szene. Nach zwei eher minimalistischeren, experimentelleren Scheiben für weitere Plattenfirmen erscheint nun mit "A Requiem" ihr erster Longplayer für das Label One Little Independent, auf dem auch Björk unter Vertrag steht.

Schon der Opener "Bandorai" macht mächtig Eindruck, wenn die im englischen Brighton ansässige Sängerin und Musikerin zu deepen Cello- und Ambientklängen mit ihrem flehendem Gesang schon fast Beth Gibbons-Qualitäten erreicht. Die Platte hat sie in Schottland isoliert bei Kerzenschein aufgenommen. Dabei hat sie eine besondere Verbindung zum Cello entwickelt: "Ich fühlte schon immer eine Affinität zum Cello, ich umarmte es, hielt es und wurde eins mit ihm, um meine Stimme zu begleiten. Die nervenaufreibenden Saiten des Instruments wurden zu äußeren Akkorden meiner Stimmlippen ... Ich kratzte an ihnen, lehnte mich hinein und beschwor alle Texturen, die ich aufbringen konnte."

Danach ging es an die Postproduktion, um die Songs um Hall-, Reverb- und weitere Effekte zu ergänzen, was man beispielsweise "Platinum" anhört, das mit Dark Ambient-Sounds, melancholischer Streicherarbeit, schleppenden Beats und ruhigen, geisterhaften Vocals noch am Ehesten an ihre Sachen auf Houndstooth erinnert. Danach schweigen die Beats so gut wie ausnahmslos, was der Scheibe, die um die Bedeutung, Bedrohung und Bewältigung von Verlust kreist, eine Menge Eigenständigkeit verleiht.

Nach der bedrohlichen instrumentalen Überleitung "Second Spring" erweist sich "Sleep" in den Strophen mit nervösen, minimalistischen Cellotönen als recht karge Angelegenheit, reißt aber durch den Gesang im Refrain um so mehr in die Tiefe. "Anchor Us To Seabed Floor" kommt dagegen mit Orgelsounds und engelhaften, chorartigen Vocals recht sakral daher, strahlt aber durch die noisigen Drones am Ende immer noch eine gewisse Bedrohlichkeit aus.

In "Red Dove" setzt sich aber so langsam ein Gefühl von Hoffnung durch, wenn sich Elektronik und hauchiger Gesang im Refrain immer weiter in die Höhe schwingen. Dass die gebürtige Australierin auch geschulte Opernsängerin ist, beweist sie kurz in "Caro". Das Titelstück erzeugt mit Field Recordings, langgezogenen Streicherklängen und ätherischen Vocals eine meditative Stimmung, ebenso wie das von Regen- und tiefen Orgelklängen durchzogene Instrumental "Torc".

Das Beste hat sich Sängerin und Musikerin dann für den Schluss aufbewahrt. "Thou Art Mortal" bildet eine auf gälisch gesungene Gänsehaut-Nummer, die inhaltlich mit allerlei Wasserassoziationen aufwartet und mit vor sich hinfließenden Ambientsounds, mystischem Gesang und dronigen Einschüben stark an das solistische Frühwerk Lisa Gerrards erinnert.

Jedenfalls kommt die gesamte stimmliche Bandbreite Penelope Trappes' auf der Scheibe hervorragend zum Tragen. Wenn es um die besten Ambient-Alben des Jahres geht, hat die Wahlengländerin auf jeden Fall ein gewaltiges Wort mitzureden. Nach der Veröffentlichung des Longplayers geht es übrigens mit einer richtigen Band zum Roadburn Festival im niederländischen Tilburg, einem Platz für "heavy music". Besucher sollten sich schon mal auf viel "Energie" und viel "Drama" einstellen, wie Trappes im Interview versichert. Auch ein Deutschlandtermin findet am 16.05. beim About Pop Festival in Stuttgart statt.

Trackliste

  1. 1. Bandorai
  2. 2. Platinum
  3. 3. Second Spring
  4. 4. Sleep
  5. 5. Anchor Us To Seabed Floor
  6. 6. Red Dove
  7. 7. Caro
  8. 8. A Requiem
  9. 9. Torc
  10. 10. Thou Art Mortal

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