laut.de-Kritik
Pathos ersetzt keine Emotionen.
Review von Anastasia HartleibPentatonix, die gibt's immer noch? Scheinbar. Und scheinbar waren die fünf Acapella-Hanseln auch nie weg, seit sie vor ein paar Jahren mit ihrem Daft Punk-Cover und dem dazugehörigen Video mit stahlblauen Kontaktlinsen das Internet eroberten. Mittlerweile gibt es nicht nur drei Weihnachtsalben und einen Langspieler mit eigenen Songs, sondern eben auch das vierte Acapella Cover-Album.
"PTX Vol. IV Classics" zeigt allerdings schon deutliche Anzeichen davon, dass die fünf Goldesel bald kein Edelmetall mehr scheißen. Kraft- und emotionslos klingen die sieben Songs, die sich die Texaner aussuchten. Für ihre müde Show machen sie auch keinen Halt vor Queen, den Beatles, A-ha oder dem Zauberer von Oz.
Gleich zu Beginn vergewaltigen Pentatonix die "Bohemian Rhapsody". Dabei ignorieren sie die so eigenwillige und wilde Dynamik des Songs und machen aus ihm eine glatte, langweilige Musical-Nummer. Auch in der Folge interpretieren Pentatonix die bunt gemischten Klassiker nicht, sondern inszenieren sie mittelmäßig für eine Theaterbühne. Damit auch der Zuschauer in der hintersten Reihe mit einsetzender Sehschwäche und Hörgerät mitbekommt. Dass Pathos aber auch im Musical keine Emotion ersetzt, hat ihnen wohl niemand gesagt.
In diesem Zusammenhang überrascht es auch nicht, dass "Over The Rainbow", im Original aus "Der Zauberer von Oz", die hörbarste Version auf "PTX Vol. IV Classics" darstellt. Nah an der Musical-Fassung demonstriert das einzige weibliche Mitglied des Fünfergespanns eine klare Stimme, die für einen kleinen Moment tatsächlich die Faszination der großen Bühnen heraufbeschwört.
Doch das war scheinbar nur ein Glückstreffer. Denn die Versionen von "Imagine", "Take On Me", "Can't Help Falling in Love" vom King of Rock'n'Roll Elvis Presley und "Boogie Woogie Bugle Boy" der Grammy-Gewinnerin Bette Midler ertönen allesamt in derselben einschläfernden Pathos-schwangeren Vortragsweise. Pentatonix präsentieren völlig kantenlos geschliffene Versionen von Songs, die aufgrund ihrer charismatischen Eigenheit zu zeitlosen Klassikern wurden.
Am deutlichsten kommt die Tragik dieses Unverständnisses im letzten Song zum Vorschein. Gemeinsam mit der Urheberin Dolly Parton geben Pentatonix "Jolene" zum besten. Die erklärte sich vermutlich auch nur bereit, weil sie eine Misshandlung ihres Meisterwerks nicht zulassen wollte. Neben Partons einzigartig zerbrechlicher und zeitgleich starker Stimme wirken die fünf eher wie Pappaufsteller.
1 Kommentar
Ohaa, so verscherbelt man so schöne Stimmen. Eigentlich schade.