laut.de-Kritik

Traditionelle Rapmusik ohne Scheuklappen.

Review von

Old School, eigentlich ein schreckliches Prädikat. Als sei alles Alte verstaubt, ein wenig zurückgeblieben und nicht auf der Höhe der Zeit. Irgendwo stehen geblieben, aus der Mode und nur darauf wartend, irgendwann einmal wieder dorthin zu kommen. People Under The Stairs machen Old School. Sie klingen dabei aber so fresh, dass es jedem ach so gescheiten Trendsetter die geleckten Schuhe auszieht. Old School soll verstaubt sein? Dass ich nicht lache.

Wenn schon der Einstieg ("Step In") so unverschämt locker durch die Tür schunkelt, kann einem Abend voller Kopfnicken nun wirklich gar nichts im Wege stehen. L.A.-Flavour mit BoomBap-Attitüde und der Tag ist so was von gerettet, dass ich hier schon mal begeistert die Speaker aufdrehe. Dass gleich in Folge die trockene Bassline mal kurz 15 Jahre in der Geschichte des Hip Hop-Genres zurück hoppelt, ist auf den ersten Blick vielleicht überraschend, aber nicht weniger interessant ("Pass The 40").

Busy Bee und Kool Moe Dee bringen sich vor meinem geistigen Auge in B-Boy-Pose und mein Oberkörper macht sich gleich mal für einen Electro Boogie bereit. Wird daran aber gleich wieder durch verfremdete lateinamerikanische Klänge gehindert ("Pumpin'"). Ein anstrengender Stilmix bereits in den ersten zehn Minuten? Auf keinen Fall! Vielmehr traditionelle Rapmusik ohne Scheuklappen. Ehrlich gesagt, hätte ich mir so was im Jahr 2006 nun wirklich nicht träumen lassen. Ja, Ugly Duckling machen Ähnliches. Verfahren sich aber, meiner Meinung nach, beim krampfhaften Versuch, lustig zu sein.

Jurassic 5 bekommen das mit ihrem neuen Album offensichtlich nicht so auf die Reihe und auch die Dilated Peoples sind nach ihrer Bomben-Single "You Can't Hide, You Can't Run" auf Albumlänge Qualität schuldig geblieben. Die People Under The Stairs machen auf "Stepfather" hingegen alles richtig. Es jazzt, funkt, klickt und schunkelt an den richtigen Stellen, die Geschichten sind einmal mehr unwahrscheinlich sympathisch und die Arbeitsteilung zwischen rappend produzierend und Beat bastelnd ans Mikro treten, ist Double K und Thes One erneut großartig gelungen.

Der durchweg starke Mittelteil lässt mit dem wunderbar schmackhaften "Eat Street", dem erschlagend ehrlichen "Days Like This" und dem herrlich in die Jahre gekommenen "Jamboree (Part 1)" schon keine Wünsche offen. Und dann kommt "More Than You Know". Ein Sample, das einem die Tränen in die Augen treibt und Raps, die ihren eigentlichen Sinn und Zweck erfüllen: sie bewegen. Ein großartiger Song auf einem großartigen Album. Sowieso klingt "Stepfather" mit den Tracks "Reflections", "You" und "On And On" so stark und überzeugend aus, dass es kaum zu glauben ist. Spätestens jetzt, am Ende, sollte auch dem letzten Zweifler klar sein, dass Old School keine Bezeichnung für etwas sein kann, was in der Vergangenheit stehen geblieben ist. Der Sound der People Under The Stairs überdauert Trends. PUTS-Old School ist zeitlos.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Step In
  3. 3. Pass The 40
  4. 4. Pumpin’
  5. 5. Flex Off
  6. 6. Tuxedo Rap
  7. 7. Days Like This
  8. 8. Jamboree pt.1
  9. 9. Jamboree pt.2
  10. 10. The Doctor and The Kidd (feat. George Clinton)
  11. 11. Eat Street
  12. 12. Crown Ones
  13. 13. LA9X
  14. 14. The Brownout
  15. 15. Letter To The Old School
  16. 16. More Than you Know
  17. 17. Reflections
  18. 18. 4 Dollar Afro
  19. 19. You
  20. 20. On And On (feat. Kat Ouano)

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