laut.de-Kritik
Das reißen auch die Achtsaiter nicht mehr raus.
Review von Michael EdelePatrick Mameli folgt offenbar dem Motto: Öfter mal was Neues. Zwar orientierte er sich schon auf dem Combackalbum "Resurrection Macabre" stimmlich an den Geräuschen, die der Obituary-Fronter John Tardy produziert, doch wenigstens passten seine Growls noch gut zum Sound - das lässt sich nun nicht mehr behaupten.
Mal im Ernst, was der Gitarrist gesangstechnisch hier anstellt, ist weit jenseits des grünen Bereichs. Der Sound des Albums ist ebenfalls nicht überragend und auch musikalisch werden sich die Fans des Vorgängers umschauen. Über Intros, die mit Musik wenig bis gar nichts zu tun haben, kann man sich immer streiten. Wenn es zur Thematik passt - bitte schön.
Was aber im Opener "Amgod" zum ersten Mal aus den Lungen von Herrn Mameli fällt, klingt eher wie ein besoffener, grenzdebiler Brüllaffe, dem noch eine Schnappschildkröte am rechten Klöten hängt. Man kann nicht genau sagen, ob sich der Zustand im Laufe der Scheibe bessert - oder ob man sich einfach damit abfindet, dass die Vocals keine Glanzleistung sind.
Verantwortlich für das nervige Gejaule sind - laut Mameli - die achtsaitigen Gitarren, die durch ihre tiefe Stimmung, sonst mit der Stimme in direkte Konkurrenz getreten wären. Soso - und wie machen das dann Meshuggah? Und wieso klingzen die Drums ebenfalls so übel? Die Snare ist dermaßen komprimiert, dass man auch gleich auf einen Drumcomputer hätte zurück greifen können.
Für den Sound dürfte der neue Drummer Yuma Van Eekelen kaum was können und an der Leistung des 23-Jährigen gibt es auch nichts zu meckern. Genauso wenig wie am Spiel des zurückgekehrten Jeroen Paul Thesseling, der hier aber offenbar nicht so vom Leder ziehen darf wie bei Obscura oder sich einfach nur zurückhält.
Und wie siehts mit dem Songwriting aus? Auch hier scheint der Einfluss von Meshuggah relativ groß, denn vieles findet im (oberen) Midtempo statt und setzt deutlich mehr auf Rhythmik denn auf fingertechnische Kabinettstückchen. Mit 'Hits' hatten Pestilence eh noch nie viel am Hut, aber auf "Doctrine" bleibt leider auch nach wiederholtem Durchlauf kaum etwas hängen.
Leute, verbietet Patrick bitte den Mund, drückt ihm eine Dosis Testosteron, nehmt einfach nur noch Instrumentals auf oder holt euch einen anständigen Brüllwürfel ins Boot. Aber verlasst euch bitte nicht nur auf eure Achtsaiter! Bin gespannt, wers schafft, sich dieses Album trotzdem schon zu hören.
5 Kommentare
Glaubt dem Edele kein Wort!
Zunächst: Der Gesang mag gewöhnungsbedürftig erscheinen. Wer jedoch ein Herz für Obituary (John Tardy) oder Glenn Danzig übrig hat, wird auch für diesen Gesang etwas übrig haben.
Mir hat er jedenfalls sofort zugesagt.
Musikalisch könnte man das Album als einen gelungenen Mix aus der "Spheres"-Ära und den letzten neueren Alben bezeichnen.
Bedeutet: Komplexe, "Math"-artige Songstrukturen (nannte man in den 90ern "Jazz-Metal"), eine starke Dominanz des dauerpräsenten 8-Seiters und einen Drum-Sound, der schön old-school Athmosphäre verbreitet.
Das ist harte Musik mit "Köpfchen", durchaus vergleichbar mit Meshuggah, aber irgendwie dann doch noch etwas organischer.
Ob die snares tatsächlich komprimiert sind, kann ich noch nicht genau sagen, da warte ich noch auf die Vinyl-Pressung.
Auch wenn ich nicht mehr viel Metal höre, würde ich diesem Album spontan mindestens 3, bei längerem hören wahrscheinlich sogar 4 Punkte geben.
Wird das jetzt ne +/- Kritik?
Nein, das möchte ich mir nicht anmaßen.
Dafür habe ich zuwenig Übung und zuwenig Talent.
Ganz abgesehen davon, orientiert sich der Sänger doch stark an van Drunen.
Album ist ganz nett, mehr aber leider nicht.
Absolut klasse Platte. Ich muss sagen, dass das Review viele Fehler aufweist. Metaller haben ehrlich gesagt keine Ahnung von Jazz, benutzen den Name aber immer gerne sobald mal was anderes als ein 4/4 Takt gespielt wird.. anyway, eine echt super Platte!