laut.de-Kritik
Drückende Riffs in süßlichen Rauchwolken. Tschüss, Zeitgefühl.
Review von Gil BielerHat da jemand was von Vintage Rock gesagt? Bloß nicht, denn mit besagtem Trend möchten Pet the Preacher nichts am Hut haben. Und tatsächlich greift dieser Vergleich zu kurz. Denn die elf Songs, die das Trio aus Kopenhagen auf sein zweites Album "The Cave & The Sunlight" gebannt hat, klingen herrlich entrückt von Raum und Zeit. Und wer sich darauf einlässt, wird kaum wieder herausfinden, bis der letzte Ton verklungen ist.
Diese Sogwirkung erzielen die drei Dänen mit bewährten, aber meisterlich angewandten Mitteln: das Tempo schön gemächlich. Die Gitarrenriffs schön drückend. Und die Licks gerne mal bluesig. Fertig ist der Heavy Stoner Blues Rock made in Kopenhagen. In den härteren Passagen klingt dieser nach Monster Magnet, in den bluesigeren wie eine Verbeugung vor Led Zeppelin. Nicht die Neuerfindung des Rock'n'Roll, aber die hatte das hippiesk-verdrogte Plattencover ja auch nicht verheißen, oder?
Besonders dicke, süßliche Rauchwolken schweben dabei durch "Remains". Eine träge vor sich hin nickende Halbballade, die in den Strophen allein mit simplem Basslauf und Beat auskommt. Zum Refrain zündet Sänger/Gitarrist Christian Hede Madsen ein dröhnendes Riff, das sich kurze Zeit später wieder in Luft auflöst – durchatmen bis zur nächsten Runde. Zum Schluss gewinnt die Nummer freilich nochmals an Fahrt. Inklusive obligatem Gitarrensolo, versteht sich.
Generell gebührt dem Frontmann Lob für seine Arbeit an der Sechssaitigen. Okay, einiges klingt so, als hätte man es andernorts schon einmal gehört. Doch das wärs schon mit der Mäkelei. Denn ob straight rockende Riffs in den härteren Nummern ("Let Your Dragon Fly", "What Now"), ob zurückhaltende Akzentuierung oder Sololäufe – der bärtige Bandleader dirigiert das Geschehen zwar, vergisst aber nie, seine Klampferei in den Dienst der Songs zu stellen. Dasselbe gilt für den nie aufdringlich wirkenden Gesang. Und: Madsen lässt seinen beiden Mitstreitern an Bass und Drums Raum, um ebenfalls kleine Glanzpunkte zu setzen.
So zockt sich das dänische Trio als kompakte Einheit durch die Platte. Welcher Song wo aufhört, welcher wo beginnt, ist fast schon nebensächlich – fließend gleiten Refrains und Strophen, instrumentale Passagen und Intermezzi ineinander über. Das Zeitgefühl? Wen kümmert's. So ertappt man sich schon mal verblüfft auf die Zeitanzeige blickend, etwa wenn das satt groovende "I’m Not Gonna" nach nicht einmal drei Minuten einhängt. Und da blieb echt noch Zeit für ein nach Studio-Jam klingendes Outro? Allerhand. Eine Zeile lautet ja passend: "Keep pace / but don’t rush."
Melodisch. Hypnotisch. Heavy. Wer will, kann sich in dieser Platte verlieren.
2 Kommentare
Für mich eines der spannendsten Rockalben in den letzten Monaten. Auf der wieder erstarkten Stonerwelle reitend gehen die drei Mannen von Pet the Preacher keine komprisse ein. Es wird von vorne bis hinten starker Rock gespielt. Mir haben vorallem die Basslines gefallen. Hart und treibend, so wie ich mir diese Art Musik wünsche. Gerne mehr davon.
Seeeeeeeeeehr schnieke Platte! Ich hinterlasse den Kommentar in der Hoffnung, daß so auch die nächste Scheibe auf laut.de besprochen wird