laut.de-Kritik
Die krautrockige Alternative zum Techno-Status Quo.
Review von Daniel StraubDetroit-Techno ist wieder da. Das ist sicherlich eine der erfreulichsten aktuellen Entwicklungen. Nicht ganz unschuldig daran ist das belgische Traditionslabel Music Man. Seit den späten 80er Jahren pflegt man dort die Liebe zu Motor City. Jüngstes Beispiel: "Escapements", das zweite Album des kroatischen Produzenten Petar Dundov.
Der bringt sich mit seinen acht Tracks zugleich als aussichtsreicher Kandidat für die Techno-Jahrescharts in Position. Das gesamte Album verströmt von der ersten Sekunde an ein wohlig analoges Flair. Man darf dem Kroaten durchaus eine gewisse Retro-Attitüde unterstellen. Viele Sounds versetzen einen zurück in die Zeit, als Techno zum Massenphänomen wurde.
Kein Wunder, dass Schwerelosigkeit eine Charakterisierung ist, die auf alle Tracks von "Escapements" zutrifft. Wenn Dundov sagt, dass der französische Synthie-Pionier Jean Michel Jarre zu seinen Idolen gehört, wundert einen das nicht. "Sparkling Stars" verbindet die melodiöse Raffinesse von Jarre mit dem Grooveverständnis des Schweden Aril Brikha.
Der hat Ende der 90er Jahre mit "Groove La Chord" so etwas wie den Prototyp einer gleichermaßen druckvoll wie deep anschiebenden Rhythmusmaschine komponiert. Dundov, vor einigen Jahren noch für seine zumeist schranzigen Stücke bekannt, lebt diese Traditionen nun bewusst aus und gibt seiner Produzentenkarriere damit eine ganz neue Richtung.
Und während viele Technomusiker das Heil in noch mehr Dancefloor suchen, geht Dundov genau in den andere Richtung. "Escapements" ist eine Flucht vor den Zwängen des Club, eine Art krautrockiger Gegenentwurf zum aktuellen Status Quo der Technoszene, eine der psychedelischen Qualitäten, die Techno einst groß gemacht haben.
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