laut.de-Kritik
Voyeuristischer Ausflug in die Welt eines Rockstars.
Review von Andreas BättigViele kennen ihn mittlerweile nur noch als "Der Ex-Freund von Kate-Moss" oder aus diversen Drogenskandal-Berichten: Pete Doherty, Babyshamble, Libertine, Galionsfigur und Junkie. Wie schon einige Größen im Musikgeschäft vor ihm balanciert auch Doherty, auf dem schmalen Grat zwischen Genie (The Libertines) und Wahnsinn (Crack, Heroin, Ruhm).
Dass er immer mehr hin zum Wahnsinn treibt, zeigten die skandalträchtigen Auftritte des Babyshambles-Frontmanns, die von der lechzenden Boulevard-Journaille natürlich jubelnd breitgetreten wurden. Doch was steckt hinter der von The Sun und Konsorten hochstilisierten Rockstar-Drogen-Karikatur?
In der gut einstündigen Dokumentation will Roger Pomphrey dieser Frage auf den Grund gehen. Er begleitete die Babyshambles auf ihrer UK-Tour im Jahre 2004. Neben diversen Konzertmitschnitten, Tourbus-Aufnahmen und intimen Einblicken in die Welt hinter der Konzertbühne, führte er mit Musikern und Freunden aus dem Umfeld Dohertys Interviews.
Dabei zielt Pomphrey immer auf die Person Pete Doherty, selten auf den Musiker. Bei diesem Film steht klar die Ergründung eines Medien-Phänomens im Vordergrund, nicht aber das Interesse an der Musik des Sängers.
Mitunter ähnelt Pomphreys Vorgehen eher dem eines Voyeurs als dem eines interessierten Journalisten. Doch dies erlaubt dem Zuschauer nicht minder interessante Eindrücke von Dohertys Welt. Im Film sieht man Pete, wie er betrunken und aggressiv versucht, die Kamera des Interviewers zu zerstören, wie er nachdenklich ein Gedicht des Schriftstellers W.B Yeats vorträgt oder mit der Gitarre spontan ein Lied vorspielt. Natürlich gehören wilde Konzertaufnahmen wie die aus dem Scala in London ebenso dazu wie Bilder von Kate Moss und Pete im Backstage nach einem Auftritt.
Mager ausgestattet ist der Bonus-Bereich. Hier findet sich neben zwei Musikvideos ("Fuck Forever", "Albion") lediglich ein ausführliches Interview mit dem Ex-Libertine. Darin erklärt Pete unter anderem, was er von den Schlagzeilen der Boulevardblätter halte, wie er sich nach dem Rausschmiss bei den Libertines fühlte und wie er mit dem ganzen Druck, dem ganzen Ruhm umgeht.
"Who The Hell Is Pete Doherty" will dem Zuschauer die Person Pete Doherty näher bringen, schafft aber eben dies nur bedingt. Wer Mensch UND Musiker wirklich verstehen wollte, müsste auch erklären, wie Doherty mit seiner Musik zu einer Identifikationsfigur werden konnte, die schon beinahe mythisch überfrachtet ist. Um diese Identifikation nachvollziehen zu können, gibt es nur eins: Let the music talk. Trotzdem ist diese DVD aber sicherlich eine Bereicherung für alle, die Doherty mal ein Stückchen näher kommen wollen.
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