laut.de-Kritik

Ein gemütlicher Spaziergang durch die Normandie.

Review von

So klingt also vertonte Familienidylle: kontrolliert, bedacht – und überraschungsarm. Peter Dohertys neues Album "Felt Better Alive" bestätigt, was sich auf "The Fantasy Life Of Poetry & Crime" bereits abzeichnete: Das ruhige Leben in der Normandie mit Ehefrau Katia, Hund Gladys und der zweijährigen Tochter Billie-May hat hörbare Spuren in seinem Schaffen hinterlassen.

Im Vergleich zu seinen früheren Werken wirkt das Album wie ein gemächlicher Spaziergang entlang der normannischen Küste – gepflegt, vorhersehbar, gemütlich. Die Kompositionen sind handwerklich solide und mitunter berührend, aber selten aufregend. Wo früher kratzige Gitarrenriffs und abrupte Tempowechsel das Chaos zelebrierten, dominieren heute akustische Arrangements und eine fast überbordende Streicherfülle.

Der Opener Calvados gibt den Ton vor: Eine klassische Doherty-Ballade, getragen von Gitarre und Streichern – melancholisch, fast nostalgisch. Mit "Pot Of Gold" folgt ein beschwingter, chansonesker Song, in dem sich Doherty an seine Tochter wendet: "Daddy's trying to write you a lullaby so sweet / and if that lullaby is a hit / Dad can buy you loads of cool shit…"

"Stade Océan" bringt einen Moment lang die alte Babyshambles-Energie zurück – verspielt, vertrackt, mit Ecken und Kanten. Auch der Titeltrack zeigt sich aufwendig produziert und lebendig, ein Folk-Pop-Stück mit Charme. Das abschließende "Empty Room" hingegen steht für das, was Doherty nach wie vor am besten beherrscht: eine zarte, ungefilterte Ballade, die wirkt, als würde er sie seiner Tochter zum Einschlafen vorspielen.

Ein Meilenstein ist dieses Album nicht. Die Songs brauchen Zeit, um zu wirken, sie schleichen sich eher ins Herz als dass sie es stürmen. Doch man gönnt Doherty dieses ruhige, unspektakuläre Werk – gerade, wenn man den Preis kennt, den er einst für sein künstlerisches Feuer zahlte.

"I'm glad things worked out this way, y'know? This is how it should be" lässt sich Doherty im Pressetext zitieren. Und auf die Frage nach dem Albumtitel antwortet er: "Because how does it feel to be dead? But in a strange way, I think I know how it feels, to be dead."

Ja, Peter, we know. Dann doch lieber das etwas langweilige Spießerleben.

Trackliste

  1. 1. Calvados
  2. 2. Pot Of Gold
  3. 3. The Day the Baron Died
  4. 4. Stade Océan
  5. 5. Out Of Tune Ballon
  6. 6. Felt Better Alive
  7. 7. Ed Belly
  8. 8. Poca Mahoney’s
  9. 9. Fingee
  10. 10. Prêtre De La Mer
  11. 11. Empty Room

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