laut.de-Kritik
Die Nostalgiebrille auf der Nase.
Review von Katharina HöckerSehr zum Leidwesen meiner Eltern beschallte ich in Kindertagen unser Wohnzimmer mit einer Hitparade aus Kinderliedern, Disney-Songs und Zeichentrick-Intros. Die Vergeltung ist grün und landet in Form des "Tabaluga"-Soundtracks auf dem Schreibtisch.
Dabei habe ich eigentlich durchaus ein Herz für den kleinen, grünen Drachen und die anderen Bewohner Grünlands. Peter Maffay, sein Textdichter Gregor Rottschalk und der Pate der Kinderlieder Rolf Zuckowski schufen den Zeichentrick-Drachen Tabaluga, der für die Kinoleinwand animiert wurde.
Das Staraufgebot, das Peter Maffay noch auf der letzten Tabaluga-CD versammeltet, ist merklich geschrumpft. Auf dem Soundtrack singen Wincent Weiss und Yvonne Catterfeld, die auch den Hauptfiguren Tabaluga und Lilli ihre Stimmen leihen. Michael Bully Herbig und Heinz Hoenig bekommen ebenfalls je einen Song, die anderen Lieder übernimmt Peter Maffay selbst. 13 der 23 Lieder sind außerdem Instrumentalstücke des Filmorchesters Babelsberg. Insgesamt beschleicht einen das Gefühl, dass hier mit weniger Liebe zum Detail gearbeitet wurde, als bei den zahlreichen Vorgängern.
Die 'Klassiker' "Tabaluga", "Es Lebe Die Freundschaft!" und "Ich Bin Tabaluga" haben auch durch die Neuaufnahme nichts von ihrem Charme verloren. Vielleicht betrachte ich sie aber auch durch die wohlwollende Nostalgie-Brille. "Der Glückskäfer" Michael Herbig sorgt als Marienkäfer Bully für Slapstick, im Film und auf dem Soundtrack - seine Gesangsnummer hat mehr mit Comedy als mit Musik zu tun. Heinz Hoenig leiht seine Stimme dem Schneemann Arktos, dem man seine Rolle als Bösewicht spätestens ab "Der Schlüssel Zur Macht" abkauft.
Yvonne Catterfeld steuert als Eisprinzessin Lilli sowohl "Auf Eis Gelegt" sowie das Wincent Weis-Duett "Ich Fühl Wie Du" bei. Beide Songs liefern Deutsch-Pop par excellence. Das eigentliche Retro-Feeling kommt erst bei den Maffay-Nummern auf. Der Sänger ist sicherlich Geschmackssache, seine Stimme ist aber untrennbar mit Tabaluga und Zeilen wie "Ich wollte nie erwachsen sein." aus "Nessaja" verbunden.
Kleine Weisheiten wie in "Tabaluga und die Zeichen der Zeit" oder Lieder über die Bedeutung von Glück wie in "Tabaluga und das verschenkte Glück" sucht man hier - abgesehen von den bekannten Titeln - leider vergebens. Der Tabaluga-Soundtrack liefert Unterhaltung für Kinder und erscheint pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Die Klassiker des Albums sorgen zwar nach wie vor für nostalgische Kindheitserinnerungen, insgesamt kann der Soundtrack aber nicht ganz mit den liebevoll gestalteten Vorgängern mithalten. Tabaluga ist im negativen Sinne kommerzieller geworden.
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