laut.de-Kritik
Pathetisch, hymnisch und doch geerdet: ein echter Maffay.
Review von Eberhard DoblerPeter Maffay feiert 40 Jahre auf der Bühne. Der Mann ist also praktisch schon immer da - und genauso relevant für die Art deutscher Unterhaltung, die auch Herbert Grönemeyer oder Westernhagen verkörpern: um lyrischen Tiefgang bemüht, wahre Gefühle vertonend und auf die so genannte echte, sich aus dem eigenen Leib geschnittene Musik geeicht.
Das brachte Heerscharen von Fans ein, denen man möglichst bei jeder Veröffentlichung einen Mehrwert bieten möchte. Im vorliegenden Fall spielte Maffay seine Klassiker noch mal mit Orchester ein (The Wroclaw Score Orchestra) und legte anderthalb neue Nummern drauf. Der Lohn: die 14. Nummer-eins-Platzierung.
Das neue Soundgewand wäre gleichwohl nicht nötig gewesen, denn Songs wie sein "Über 7 Brücken Musst Du Geh'n"-Cover oder "Und Es War Sommer" bleiben auf ihre Weise zeitlos. Außerdem: Was soll bitte der Kinderchor in "Über 7 Brücken Musst Du Geh'n"?
Das swingende Orchester des kurzen Intros "Tattoo" passt dagegen: Vor dem inneren Auge betritt der 1,68 Meter kleine Deutschrock-Gladiator seine Arena, um gleich mal mit "Schatten In Die Haut Tätowiert" in bester Shuffle-Manier loszurollen. Bläser- und Orchesterarrangement harmonieren perfekt mit dem akustisch angelegten Song.
Dies trifft natürlich, rein handwerklich gesehen, auf das komplette Album zu: Die neu eingespielten Nummern klingen satt und auf hohem Niveau produziert und trotz einer Vielzahl an Mitwirkenden noch immer nach hundert Prozent Maffay.
"Du", die Durchbruchsnummer, bleibt in seinem 6/8-Takt ein Schlager, "Sonne In Der Nacht" oder "Freiheit, Die Ich Meine" weiterhin rockorientiert. "Ewig" kommt als orchestrale Ballade, "Eiszeit" funktioniert gleichfalls nach diesem Muster, wenn auch gitarrenlastiger und samt kräftiger Steigerung zum Schluss - die beiden vielleicht schönsten Stücke der Platte.
Der neue, akustisch angelegte Song "Wir Verschwinden" (keine Eigenkomposition) fügt sich zwar nahtlos ins Plattenkonzept ein, dürfte im Maffay'schen Kanon aber schnell in Vergessenheit geraten. Ganz im Gegensatz zum Refrain von "So Bist Du" - pathetisch, hymnisch und doch geerdet: ein echter Maffay.
10 Kommentare
f*ck yeah, wenn ich das cover schon sehe, der deutsche jimi hendrix ist endlich zurückgekehrt!!!
Jau, schlimmer sind nur noch Westernhagen und Heinz Rudolf Kunze.
@AlecTronic (« Jau, schlimmer sind nur noch Westernhagen und Heinz Rudolf Kunze. »):
ja, die gehören eindeutig auch zur ersten garde der deutschen plastik-pop-gitarreros
@matze73 (« Wenn ihr den Westernhagen der 70er/frühen 80er kennen würdet, würdet ihr nicht so einen Unsinn posten! »):
ach mein freund, wenn ich jemanden wie johnny cash unter deinen lieblingsmusikern sehe, dann weißt du sicher genau, dass in ganz wenigen fällen musiker im alter noch musik machen, und das mit klasse.
da ich bpsw westernhagens live cd (von 1990) immer wieder gerne bei einer autofahrt einlege, bin ich mit seinem neueren output nur noch enttäuscht. auf maffay und kunze kann man mich festnageln, dass ich nur ihre bekanntesten lieder kenne, aber nachdem ich mir die hörproben auf amazon angehört hab, konnte ich mir den kommentar nicht verkneifen.
aber ich kann es verstehen, wenn jemand sich einen witz im massive attack thread zu heligoland erlauben würde, dann sähe ich mich auch gezwungen meine helden der jugend zu verteidigen
Ich verteidige ihn doch gar nicht. Ich kann ihn heute schlicht nicht mehr ertragen. Aber man sollte ihn doch im Gesamtkontext seines Schaffens sehen und nicht blubbern von wegen nur noch .... ist schlimmer.
@matze73 (« Ich verteidige ihn doch gar nicht. Ich kann ihn heute schlicht nicht mehr ertragen. Aber man sollte ihn doch im Gesamtkontext seines Schaffens sehen und nicht blubbern von wegen nur noch .... ist schlimmer. »):
heutzutage... schlimm. das ist meine meinung. im gesamtkonzept würde ich das eher als alters-ausfälle bezeichnen. naja, im großen und ganzen sind wir dann ja einer meinung