Phantom/Ghost - " Thrown Out Of Drama School"

Irgendwann kommt der Punkt im Leben, an dem man lieber gemütlich ein Glas Whiskey trinkt, als sich dem jugendlichem Chaos eines Clubs auszusetzen. "Thrown Out Of Drama School", das mittlerweile vierte Werk von Dirk von Lowtzow und Thies Mynther, klingt, als wären die beiden Herren schon vor eine Weile über diese Schwelle geschritten.

Nach dem Zusammenbruch der Hamburger Institution L'Age D'Or veröffentlichen Phantom/Ghost nun bei Dial Records - ein ebenso hanseatisches Label, das sich in den letzten Jahren mit einer sehr künstlerischen Herangehensweise an den guten alten Techno einen Namen erarbeitete. Dieser Background passt hervorragend zum neuen, konzeptionellen Ansatz der radikalen Reduzierung: Alle elektronischen Wurzeln - auf denen dieses Projekt immerhin mal beruhte - wurden gekappt. Das Duo füllt seine neue Platte nur noch mit den Urinstrumenten: Mynthers Klavier und Lowtzows Stimme.

Die Rückbesinnung resultiert in einem weiteren Ausbau der ohnehin freigiebig präsentierten Künstlerarroganz. Dass man sich mit dieser Haltung extrem angreifbar macht und als markantes Feindbild dient, wird dabei nur zu gerne in Kauf genommen. Sehr bewusst spielt von Lowtzow in seinen Texten (und deren Intonierung) diese Polarisierung aus und kürt die Extravaganz zu einer hübschen Schutzhülle.

Gleichzeitig entstehen in jener Hülle herrlich leichte Songs wie der Titeltrack oder "The Beautiful Fall". Fernab von aktuellen Strömungen oder Konsens schweben Phantom/Ghost weit über den Dingen. Ihr Masterplan des völligen Versinkens in der Kunst ist dabei immer Garant für eine sehr eigene und charmante Note.

So nähert sich Lowtwows Nebenprojekt mehr und mehr der Varieté-Bühne. Man fragt sich, ob dieser Schritt dem Tocotronic-Sänger vor dreizehn Jahren gefallen hätte. Wir erinnern uns: Damals sang der Scheitelträger noch von seiner tiefen Abscheu gegenüber der Kleinkunst - ironisch etwa?