laut.de-Kritik
Der melancholische Rückblick eines Großstadtcowboys.
Review von Giuliano Benassi"Während man fällt, ist es ist schwer zu beurteilen, wie weit man schon gefallen ist" erklärte Matthew Houck 2013 anlässlich der Veröffentlichung von "Muchacho", Phosphorescents sechstem Album. Dass die Band mittlerweile mehr als ein Soloprojekt ist, zeigte sich während der Tour, bei der die vorliegende Liveplatte entstand, ein Zusammenschnitt von vier Abenden im Dezember 2013 in der Music Hall in Houcks Wahlheimat Brooklyn.
Mit Stetson auf der Rübe und dem Gesicht im Halbschatten wirkt Houck auf dem Cover wie ein melancholischer Großstadtcowboy. Das passt durchaus zur Musik, lässt Houk sein hohes, angerautes, brüchiges Organ von Schlagzeug, Perkussionen, Bass, Klavier, Orgel, E-Gitarre, viel Twang und vor allem von einer jaulenden Pedal Steel begleiten. Das Ergebnis erinnert immer wieder an Crazy Horse, The Band oder Lambchop. Nicht gerade die schlechtesten Referenzen.
Ein stimmungsvolles Livealbum, dem man höchstens ankreiden kann, zu lang geraten zu sein, denn für zwei CDs bzw. drei LPs reicht die bisherige Karriere Houcks nicht wirklich aus. Ihm ein Vorwurf daraus zu stricken wäre jedoch ungerecht, schließlich ist es nicht schwierig, eine Playlist mit einer Auswahl zusammenzustellen. Bei "Wolf" und "A Picture of Our Torn Up Praise" darf man sich zudem aussuchen, ob einem die Solo-Version zum Schluss von CD 1 oder die mit Band auf CD 2 besser gefallen.
Zwischen dem Intro und der Coda aus "Muchacho", die auch diese Zusammenstellung einrahmen, lässt Houck seine gesamte Karriere Revue passieren. Erstaunlicherweise ist kein Stück Willie Nelsons dabei, dem Houck 2009 ein ganzes Album widmete, dafür holt er bei "Song For Zula" ein (arg synthetisch klingendes) Streichertrio auf die Bühne. Zu den besten Stücken zählen zu Beginn "Terror In The Canyons (Wounded Master)" und fast zum Schluss das 11-minütige, epische "Los Angeles", das Erinnerungen an Neil Youngs gleichfalls episches "Cortez The Killer" weckt.
Gefallen mag Houck durchaus sein, mit "Muchacho" und "Live At Town Hall" ist er aber mit den Füßen aufgekommen. Der Melancholie seiner Musik hat dadurch keinen Schaden genommen.
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