laut.de-Kritik
Der Onkel hat einen Dachschaden im positiven Sinne.
Review von Robin SchmidtIm Jahr 2018 ist Pillath nicht mehr nur "Onkel Der Nation", ab sofort ist er auch "Ein Onkel Von Welt". Beim Albumtitel setzt Onkel Pillo also auf Altbewährtes und zurrt die Trilogie fest. Auch die erste Single-Auskopplung "Bars" orientiert sich an früheren Mustern.
In den knapp vier Minuten klopft der Rapper abermals seinen Status in der Szene ab und erinnert daran, wer Deutschland das Punchline-Dropping eingeimpft hat. Auf einem simpel gehaltenen Beat-Teppich mit Vocal-Sample lässt Pillath unter anderem wissen: "Ich hab mehr Bars als Na-na-nas im Arschficksong".
Gewohnt "Eskalativ" geht es weiter. Diesmal nimmt der Beat jedoch mehr Fahrt auf und Pillo präsentiert zwischen den Zeilen seine schelmische Art: "Uns gibt es niemals auf einem Track Kleiner / Weil mein Ruf kaputt geht, net deiner". Wem das noch nicht genug Wortwitz ist, für den richten der Gelsenkirchener und Kollegah einen "Schönen Gruß vom Veteranentreffen" aus.
Den dicken Max markiert Pillath auch in "Goldesel": "Nur ein Part von mir und Rapper werden wieder Straßenfeger / Ich dreh' paar Damen auf den Rücken wie ein Kartenleger". Pumpende Synthies brechen hier zum ersten Mal das für ihn in der Vergangenheit überwiegend bekannte oldschoolig-lastige Soundbild auf.
Noch verrückter geht es in "Sie Hat Einen Schwanz" zu. Zum einen hüpft die Melodie hier fast so schnell hin und her wie die Hochdrück-Leiter an einem Spielautomaten. Zum anderen ist da dieses lustige Thema, das situativ bedingt, sicher jeder kennt. Pillo erläutert die Verhaltensweise von einer Frau, die in der Öffentlichkeit rülpst und furzt und sich generell wie ein Mann benimmt.
Für eine interessante Combo sorgt das Feature mit Philippe Heithier. Der Vocal-Coach von DSDS hat zwar in der Vergangenheit schon mit einigen Rappern zusammengearbeitet. Im Verbund mit Pillath spielt er seine funkig-souligen Einflüsse einmal gekonnter aus. Ein Gitarren-Solo gibts am Ende obendrein. Inhaltlich berichten die beiden in "Jackie" über eine Dame, die ein falsches Spiel treibt.
"Ein Onkel Von Welt" bietet soundtechnisch sowie textlich eine konsequente Weiterentwicklung der vorangegangen Platten. Pillath bleibt seiner Linie aus lustigen Nadelstichen in seinen Reimen treu, ohne dabei starr an früheren Beat-Konstruktionen festzuhalten. Hier und da arbeitet er auch Themen abseits der Punchlines in seiner ehrlichen Ruhrpott-Mentalität ein.
Der Onkel hat einen "Dachschaden" im positiven Sinne und scheint die Erfolgsformel für sich gefunden zu haben: "Pillo Rap, Gorex Beat, check, und dann scheppert das".
2 Kommentare
Wer „Genialität“ auf „Genitalsekret“ reimt, hat den Grimmepreis verdient! 4/5 für den Onkel.
Das macht streckenweise nicht innovativ oder gar alt klingen, aber der Typ ist einfach unfassbar witzig und wenn man bedenkt wieviel Output er die letzte Zeit hatte und was er trotzdem für "Bars" bringt....
Da können andere gerne Adlips hören.
Beste Solo bisher!