laut.de-Kritik
Retro, aber trotzdem mitreißend aktuell.
Review von Giuliano BenassiNachdem ihn Jack White im Vorprogramm auf Tour nahm und 2013 sein selbstbetiteltes sechstes Album veröffentlichte, schaffte Andrew Heissler a.k.a. Pokey LaFarge den Durchbruch. Die hohen Chartpositionen dürfte er zwar nach wie vor von unten sehen, aber "Something In The Water" erscheint nun immerhin bei Rounder, der Referenz im Bereich traditioneller US-Musik.
Dort passt LaFarge gut hin. Zum ersten Mal hatte er die Möglichkeit, sich im Studio auszutoben. Ein bisschen, zumindest. "Hey, ich bin wirklich an etwas Großem dran", dachte er sich während der Aufnahmen. Obwohl sich sein Stil nicht grundlegend geändert hat, stimmt seine Aussage.
Die etwas stärker betonte Rhythmus-Gruppe führt dazu, dass die Stücke swingen, grooven, und zum Hüftschwung verleiten. Die South City Three sind zwar aus dem Bandnamen verschwunden, Joey Glynn (Bass), Adam Hoskins (Gitarre) und Ryan Koenig (Harmonika, Waschbrett, Perkussionen) sind ihm aber treu geblieben. Zu ihnen gesellen sich Bläser und verschiedene Gastmusiker, die den Sound weiter anreichern. Die Regie übernahm Jimmy Sutton, der sich im Roots-Bereich einen Namen als Kontrabassist und Produzent gemacht hat.
Klar, alles ist auf Retro angelegt, angefangen bei der Pomade in den Haaren bis hin zur Gestaltung des Covers. Doch die Musik klingt so lebendig, als hätten sich vor 70 Jahren Hank Williams, Bill Monroe und Louis Armstrong in LaFarges Wohnort St. Louis zusammen getan.
Die Frische rührt auch daher, dass die meisten Stücke aus LaFarges Feder stammen und dass er nur zweimal tief in die Traditionals-Kiste gegriffen hat, um "All Night Long" (von Tampa Red And The Chicago Five) und "When Did You Leave Heaven" (von Big Bill Broonzy) herauszufischen.
Da heißt es: Platte auflegen (Vinyl natürlich!), zurücklehnen und dieser grandiosen Mischung aus Country, Swing, Ragtime, Bluegrass und wer weiß noch was zu lauschen.
"Heutzutage ändert sich alles rasant schnell. Bei manchen Sachen kannst du sagen: 'Das stammt aus den 40ern, das aus den 50ern.' Aber was ist '2015'? Keine Ahnung, in zwei Wochen ist wieder alles anders", meint LaFarge zu seinem Retro-Stil, der mitreißend aktuell klingt. Recht hat er.
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