laut.de-Kritik
Musik aus der Zeitmaschine.
Review von Ulf KubankePokey LaFarge wirkt, wie mit der Zeitmaschine ins 21. Jahrhudert gebeamt. Obwohl erst 30 Lenze zählend und mit den White Stripes befreundet, hat er sich ganz und gar der Rootsmusik verschrieben. Das schlicht "Pokey LaFarge" betitelte fünfte Album seiner kultverdächtigen Formation erscheint bei Jack Whites Label. Und reinhören lohnt allemal. Prähistorischer Jazz, Blues und Country trifft auf jugendliches Feuer.
LaFarge nähert sich der Ursuppe aller Amerikana im Klangbild recht traditionell an. Steckdosen werden nicht bzw. kaum benötigt. Wie ein akustischer Wirbelsturm fegt er mit seinen South City Three über die Bretter direkt ins Herz. Die puristisch energetische Leidenschaft reißt mit und weist ihn als Verwandten Hugh Lauries aus.
Doch im Gegensatz zu Letzterem ist Pokey kein zugereister Enthusiast aus der alten Welt. Die Platte atmet stattdessen aus jeder Pore das Lokalkolorit des gebürtigen Südstaatlers - bis hin zum typischen Kaugummi-Akzent.
Das Quartett verbreitet suchtgefährdende Partyatmosphäre: Wie eine Fetencombo aus alten Raddampferzeiten gehen sie aufs Publikum los. Schon der zweite Song "The Devil Ain't Lazy" lässt den Hörer angefixt zurück. Genres sind zwar ein wichtiges Fundament, aber am Ende doch Schall und Rauch in der ganz und gar eigenständigen Mixtur des Vierers. Dem charismatischen Crooner LaFarge ist es ein leichtes, Swing, Dixieland oder bluesig balladeske Töne nonchalant mit strunzweißem Country oder Hillbilly-Bluegrass zu vereinen.
Was Lafarge und seine Band von vielen anderen Mississippi-Formationen unterscheidet: Die meisten Truppen ähnlicher Couleur haben nicht den Hauch einer Ahnung vom europäischen Gypsy Swing eines Django Reinhardts - Pokey und Co. erweisen der Zigeunerjazz-Ikone gänzlich unangestrengt hie und da die Ehre. Das passt hervorragend ins Gesamtbild.
Auch die ruhigeren Momente stehen Pokey LaFarge gut zu Gesicht. "What The Rain Will Bring", "Kentucky Mae" oder das hypnotische "Let's Get Lost" verströmen eine romantische Laszivität, die den Hörer vergessen lässt, wie alt diese Musik eigentlich ist - eine sympathische und handwerklich beeindruckende Sommerplatte.
1 Kommentar
geile rezi!(wie immer) \m/ is riskier bei zeiten ein ohr (südstaaten gentleman)