laut.de-Kritik

Eine entfesselte Fortführung der goldenen Ära des Heavy Metal.

Review von

Der gemeine Traditionsmetaller geht beim Songwriting wie folgt vor: Ein, zwei nicht zu komplizierte Headbang-Riffs, eine nette Wiedererkennungsmelodie, schnell greifbare Vocals, damit man spätestens beim zweiten Durchlauf mitsingen kann, und bitte das Solo nicht vergessen. Das schlägt dann wahlweise etwas mehr gen Iron Maiden oder gen Manowar aus. Diese Bands haben sich auch Portrait in rauen Mengen eingeflößt, trotzdem heben sich die Schweden von der Masse ab.

Da verheddert sich doch glatt die Pommesgabel in den Kopfzotteln, angesichts der Riffs, die Portrait einem entgegen hauen. Man muss schon genau aufpassen, um beim Speed Metal-Monument "Flaming Blood" herauszufinden, wo denn nun Anfang und Ende des Patterns sind. Die Mercyful Fate-Schule haben Christian Lindell und Robin Holmberg den komplexen Gitarrenparts nach zu urteilen erfolgreich durchlaufen. Sänger Per Lengstedt schaut sich einiges bei Rob Halford ab.

Die Kompositionen können dabei durchaus epische Ausmaße annehmen. "Martyrs" läuft knappe acht Minuten, der Closer "Pure Heart" gar neun. In ersterem schalten Portrait zugunsten weitläufiger Melodiebögen – sowohl am Mikro als auch auf der Gitarre – in der Rhythmusfraktion einen Gang zurück. Allerdings nutzen sie jede Gelegenheit, ihr Palm-Mute-Riffing abwechslungsreich zu gestalten. Durch die ständige Schwerpunktverlagerung zwischen Gesang, Gitarrenleads und Riffing verleihen sie dem Song ungeheure Dynamik.

Nie hat man das Gefühl, Portrait würden sich (oder andere) wiederholen. Jeder Song folgt einem eigenen Verlauf. Zwar achtet man auf griffige Patterns, nie lässt sich die Band jedoch davon in starre Schemata pressen. Besondere Erwähnung verdient auch Schlagzeuger Anders Persson. Es ist alles andere als leicht, der Gitarrenakrobatik von etwa "Flaming Blood" Herr zu werden – Person lässt sich davon nicht beirren und beginnt einen virtuosen Beckentanz. In "Lickfassna" schöpft er aus einem beeindruckenden Ideenvorrat Fills, verliert aber nie seine eigentliche Aufgabe – den Song zusammenzuhalten – aus den Augen. Er spielt detailverliebt, aber zielgerichtet.

Nicht nur stilistisch hätten Portrait während der 80er in der ersten Heavy Metal-Liga mitspielen können. Gemeinsam mit Tore Stjerna feilten sie an einer Produktion, die sich direkt an den großen Alben dieser Zeit orientiert. Zusammen mit den ausnahmslos starken Songs ergibt "Burn The Worls" das perfekte Carepaket für Nostalgiker, die keine sein wollen. Denn das hier klingt nicht wie die alten Helden, das hier steht auf einer Stufe mit ihnen.

Trackliste

  1. 1. Saturn Return
  2. 2. Burn The World
  3. 3. Likfassna
  4. 4. Flaming Blood
  5. 5. Mine To Reap
  6. 6. Martyrs
  7. 7. Further She Rode
  8. 8. To Die For
  9. 9. Pure Of Heart

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