laut.de-Kritik
Unterwegs im Schweinsgalopp.
Review von Paula FetzerEin neues Album bedeutet bei der Heavy Metal-Gruppe Portrait üblicherweise eine andere Band-Konstellation. Und wie sollte es anders sein: Auf "The Host" tritt Karl Gustafsson, seit 2021 im Boot, an die Seite von Gitarrist Christian Lindell. Eine Konstante gibt es gleichwohl: Das Album überzeugt genauso wie seine Vorgänger.
Nach kurzem Intro geht es direkt los: Durch "The Blood Covenant" rast man im Schweinsgalopp. Nicht nur das Tempo hält auf Trab, auch Lindells und Gustafssons schrille Gitarren und der hohe Gesang Per Lengstedts geben dem Song Pfeffer mit. In eine andere Kerbe schlägt "The Sacrament", das zahmer, geordneter, aber dennoch ähnlich energiegeladen daherkommt. Eingängige Grooves kriegen mich ja immer, und was soll ich sagen, den haben die Schweden hier perfektioniert. Den ergänzt Lengstedts tiefer Gesang, den er zum Ende hin zur Schau stellt, hervorragend.
"Oneiric Visions" hält nicht nur der ungewöhnliche Schlagzeug-Einstieg interessant: Bis zum Ende der düsteren Hymne geht man absolut mit. "One Last Kiss", das zur Hälfte hin die Akustikgitarren wieder gegen den gewohnt verzerrten Sound eintauscht, kühlt einen zwar wieder ab, nimmt dann aber wieder Fahrt auf - ein gelungener Mix.
Bei "Sound The Horn" gehen Portrait dann aufs Ganze: Von Schwertzück-Effekten bis hin zur Kanone ist alles dabei. "Behind me a trail of destruction", verkündet Lengstedt - und ab die Post! Auch "Dweller Of The Threshold" geht flink zu Werke. Positiv fallen hier die fließenden Lagenwechsel des Fronters auf. Der Wiedererkennungswert von "Die In My Heart" ist noch höher. Das Stück, das nur so vor Dramatik strotzt, hebt sich aufgrund der Gitarren ab: Lindell und Gustafsson arbeiten dem Ambiente bzw. den Drums perfekt zu. Das Tapping im Solo bildet das Sahnehäubchen.
Ein Song wie "Sword Of Reason (The Steel Of Revenge)" will dagegen zu viel, schon zur Mitte des Stücks fühlt man sich wie im Schleudergang einer Waschtrommel. Dafür werfen sich in "From The Urn" Instrumente und Gesang schön die Bälle zu. Dem Album geben Portrait ein mutiges Ende mit. Einen elfminütigen Closer so abwechslungsreich zu komponieren, kann nicht jeder: "The Passions Of Sophia" hat genügend Zeit, sich zu entwickeln und nutzt diese Zeit voll aus. Ein wenig irritiert an einigen Stellen jedoch der Basssound, der sich in meinen Ohren nicht so recht in den Gesamtsound integrieren will.
Unterm Strich bleiben Portrait ihrer gewohnt hohen Qualität treu, auch, wenn ein, zwei Stücke weniger "The Host" gut getan hätten. Wer aber Songs wie "Die In My Heart" raushaut, dem verzeiht man sehr schnell.
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