laut.de-Kritik

Kühle Synthies pflastern den Weg zum Dancefloor-Glück.

Review von

Holla die Waldfee! Und ewig kloppen die Beats, wenn Maurice Engelen an die Regler tritt. Wie schon auf "21st Century Skin" und "Mutant Funk" haut uns der belgische Tausendsassa, nachdem er gerade seinen ersten Ballett-Soundtrack fertig gestellt hat ("Not Strictly Rubens"), wieder ein elektronisch-analoges Brett um die Ohren. Das verkauft sich in Deutschland alles andere als gut, trotz der Qualität der Musik. Die ist, wie schon fast erwartet, erste Sahne.

Praga Khan kombinieren die verschiedenen Derivate der computergenerierten Musik virtuos. Mischte Engelen beim letzten Output noch verstärkt schrammelnde Gitarren ins Klangkostüm seines Projektes, so kommen dieses Mal seine Wave-Einflüsse aus den Achtzigern zum Zug. Gleich bei "Glamour Girl" - der ersten Single (zumindest im Rest der Welt) - fühlt man sich angenehm auf der Zeitschiene zurück versetzt. Kühle Synthies pflastern den Weg zum Dancefloor-Glück und eine weibliche Stimme haucht textlichen Nonsens durch die Gegend. Ja, eindeutig 80er getränkt.

In bewährter Dampfhammer-Methode pflügt sich "Visions Of Heaven" hypnotisch durch die Weiten des Universums. Nach wie vor hält sich die Innovationskraft des Praga-Sounds in Grenzen, aber was der Typ da an Klasse-Songs fabriziert, ist schon aller Ehren wert. So auch "Kinky World": allerlei Geplucker und Effekte untermalen die lyrischen Schweinkram-Phantasien des umtriebigen Belgiers. Überhaupt sind die Texte überaus humoristisch und bizarr geraten. Bestes Beispiel hierfür liefert "Picture This", bei dem sich die eine oder andere Acid-Phantasie offenbart. Oder wie sonst soll man sich bitteschön vorstellen, in der Sonne umher zu wandeln bis plötzlich die Haut schmilzt ...?

Wenn schon Drogen, dann liefern Engelen und co. den quietschebunten Soundtrack hierfür. Eine weitere ulkige Premiere steigt mit "Tausend Sterne". Ja, hier wird Deutsch gesungen. Hört sich zwar recht verschroben an, aber rummst auch gewaltig und sollte für vergnügt hopsende Tänzer sorgen. Die Kompromisslosigkeit der Beat-Attacke setzt sich bis zum Ausklingen von "Your Lyin'Eyes" fort und wird zuweilen sogar mit indisch angehauchten Sitar-Klängen angereichert.

Gegen Ende von "Freakazoidz" klingen die Songs zwar etwas austauschbar, aber das ist noch kein Grund, die Skip-Taste zu drücken. Alles in allem ist das dritte Praga Khan-Album wieder ein Soundmonster der obersten Kajüte, deshalb hier der Aufruf an alle Beatbegeisterten, sich mal an einer Praga Khan-Scheibe zu versuchen. Ob's nützt? Verdient wäre es jedenfalls wirklich mal echt jetzt!

Trackliste

  1. 1. Glamour Girl
  2. 2. Visions Of Heaven
  3. 3. Kinky World
  4. 4. Picture This
  5. 5. Tausend Sterne
  6. 6. Because Of You
  7. 7. Look To The Future
  8. 8. Freakazoidz
  9. 9. No Earthly Connection
  10. 10. Skin To Skin
  11. 11. Fame
  12. 12. Your Lyin' Eyes

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