laut.de-Kritik
Es bollert und rummst, wenn die PA im Club auf 10 steht
Review von Alexander CordasDass aus Belgien mehr als nur gute Pommes kommen, hat nicht zuletzt die Antwerpener Musikszene mit Acts wie dEUS bewiesen. Handelt es sich bei erwähnter Band um Rockmucke im weiteren Sinne, so schickt sich jetzt das Projekt Praga Khan an, die elektronischen Gefilde außerhalb Belgiens zu erobern.
"Twenty First Century Skin", so so, mal wieder ein Titel, der mit dem Milleniumswechsel kokettiert. Eigentlich kotzt mich das schon so an, dass ich gar nicht mehr amused bin. Das Coverartwork kann getrost als geschmacklos bezeichnet werden, keine guten Vorzeichen für ein Wohlwollen meinerseits.
Aber dass Verpackung nicht immer alles ist, beweisen die Belgier nachhaltig. Wenns dann auch noch so richtig schön bollert und rummst, dass man sich ausmalen kann, was in den Clubs los sein wird, wenn diese Scheibe läuft, dann ist das Entschädigung genug. So richtig zum Klangerlebnis wird das ganze aber erst, wenn die PA im Club auf 10 steht und man viel zu viel Adrenalin im Blut hat, um still zu sitzen. Den Selbstversuch habe ich schon hinter mich gebracht und lange hat es mich nicht auf dem Hosenboden gehalten.
Gut, so grandios neu ist das ganze nicht. Ab und an gibt es auch Anleihen bei Underworld (Breakfast In Vegas, Visions&Imaginations), aber wer erfindet heute das Rad noch mal neu?
Das Gesamtwerk "Twenty First Century Skin" artet nicht zur wüsten Beat-Orgie aus. Gechillt wird auch allenthalben, aber nur dezent und so lange, bis die Muckis in den Beinen den Streß verdaut haben.
Praga Khan wildern in sämtlichen Spielarten der computergenerierten Mucke, aber stets von dem Verdacht befreit, ein reiner Studioact zu sein, ist doch im Booklet bereits das Line-Up für die Livekonzerte aufgeführt. Da darf man denn mal gespannt sein, was da aus Belgien rüberschwappt. Ich für meinen Teil werde mir das sicherlich nicht entgehen lassen.
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