laut.de-Kritik

Der funky Motherfucker mit dem Händchen für Refrains.

Review von

Prince' Produktivität steuert einem neuen Höhepunkt entgegen: Nach "3121" im vergangenen März steht bereits der nächste Longplayer im Regal. "Planet Earth" knüpft selbstredend an die Klasse der zuletzt veröffentlichten Scheiben an, hält den funky Motherfucker aber etwas an der kurzen Leine.

Der bekennende Zeuge Jehovas groovt sich schwerpunktmäßig lieber durch pop-rockiges Midtempo und liebesgeschwängert bartaugliche Balladen (etwa "Somewhere Here On Earth"). Dabei bleiben Abwechslung und punktuelle Roughness des Vorgängers ein wenig auf der Strecke. Den satt wummernden Funk des "3121"-Titeltracks oder coole Funkrocker à la "Fury" sucht man vergeblich. Dafür klingt "Planet Earth" durchgehend wie aus dem Ei gepellt und vor allem live.

Anlässlich der neuen Platte kriegen die Briten übrigens die Überdosis Prince. Erst lag "Planet Earth" vor der offiziellen Veröffentlichung einer Sonntagzseitung gratis bei (Auflage: bis zu drei Millionen). Dann stehen den Londonern im August bzw. September im Rahmen der Welttour sage und schreibe 21 Live-Shows ins Haus. Der Meister bereitet dafür angeblich 150 Songs vor.

Angesichts dieser Masse stellt man sich die Frage, woher der Musiker eigentlich für jedes einzelne Lied diese Melodien und Refrains holt (etwa "Resolution" mit seinen Stimm-Arrangements oder das Singalong "The One U Wanna C")? Und das auch noch am laufenden Band? Muss angeboren sein!

Ansonsten bleiben die Tracks natürlich tanzbar (etwa "Mr. Goodnight") und auch funky ("Chelsea Rodgers"). Trotzdem verbreitet die Platte im Sinne des breit angelegten Titeltracks, dem straight rockenden Single-Bekenntnis "Guitar", "All The Midnights In The World" oder "Lion Of Judah" eher Liveband- als Club-Feeling. Da Prince u.a. seine legendäre New Power Generation reaktivierte, ist das auch kein Wunder.

Zudem scheint er sich derzeit recht wohl in seiner Haut zu fühlen. Positive Vibes kennzeichnen "Planet Earth", Wehmut oder Melancholie kommen höchstens im Ansatz auf - trotz des übergeordneten Themas der drohenden Klimakatastrophe. Unterm Strich perfekt kreiert, mein Herz schlägt aber eher im Takt des Vorgängers.

Trackliste

  1. 1. Planet Earth
  2. 2. Guitar
  3. 3. Somewhere Here On Earth
  4. 4. The One U Wanna C
  5. 5. Future Baby Mama
  6. 6. Mr. Goodnight
  7. 7. All The Midnights In The World
  8. 8. Chelsea Rodgers
  9. 9. Lion Of Judah
  10. 10. Resolution

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LAUT.DE-PORTRÄT Prince

Wenn jemand nach dem Unterschied zwischen Soul und Funk fragt, genügen als Demonstration zwei Songs: "Let's Stay Together" von Al Green - und "Sexy Motherfucker".

13 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 17 Jahren

    Oh ja, der nächste Longplayer steht im Regal und das auch in meinem! Der Siberling selbst befindet sich allerdings seit mehr als 24 Sunden im Cd-Player und da gehört er auch hin! Wer sich dieses Meisterwerk entgehen lässt, ist selbst schuld! Nach 3121 ist Prince ein weiterer Geniestreich gelungen, das weiß man spätestens nach dem 5. Mal hören. Prince' Musik
    war schon immer anspruchsvoll und von diesem Anspruch hat unser kleiner Prince bis heute auch noch nichts verloren. Die wohl eingängigsten und tanzbarsten Melodien formt er diesmal zweifellos mit "guitar", "the one u wanna c" und "chelsea rogers". Hier treibt es definitiv auch den letzten Sesselhocker in die Beine, um zu dem elktrisierenden Sound zu
    grooven. Wer es verspielt und kuschelig mag, kann bei "somewhere here on earth", "all the midnights in the world" und "future baby mama" ins Schwärmen geraten. "mr. goodnight" hätten sich Prince-Kenner und -Verehrer sicher etwas "verruchter" oder auch "versauter" gewünscht, trotzdem lässt es viel Spielraum
    für so manche Phantasien, Prince im eigenen Bett als Sandmann begrüßen zu dürfen. Großartig auch "Resolution" was als eingängiger Pop-Song überzeugt und mit seinen mystischen Schluss-sound die Atmospäre des Openers und Titeltracks "Planet Earth" aufgreift und so dem Ganzen einen geeigneten und gut durchdachten Rahmen verpasst. "Lion of Judah" überzeugt hier vor allem durch seine sparsam und überzeugend eingesetzten Gitarren-Riffs, die an alte Purple Rain Zeiten erinnern lassen. Dann wäre da noch die Tatsache, dass sich diesmal weder Booklet noch Song-angaben finden lassen. Lediglich einmal schaut Prince seinem Hörer aus der Innenseite des Albums in gewohnt lasziver Pose entgegen. Alles in allem ein gelungenes Werk des unermütlichen Prinzen, dessen Genie angesichts dieses Silberlings wohl auch diesaml kein Ende gefunden hat.
    Und so dürfen wir gespannt sein, was das nächste Album für eine Überraschung für uns bereit hält...

  • Vor 17 Jahren

    Prince fan seit Controversy.
    er ist ein verkanntes Genie , machen wir uns da nichts vor.
    Prince reift erst später.
    egal was er macht, es funktioniert irgendwie immer , wenn die erkenntnis auch später kommt.
    Er ist der einflussreichste Künstler der 80 und 90er jahre , daran geht kein weg dran vorbei.
    auch in Planet Earth muss man sich erst reinhören und nach einer Weile entdeckt man die Perlen !!! so ist immer bei Prince gewesen und so bleibt es auch !

  • Vor 17 Jahren

    Nachtrag ---- Chelsea Rodgers ist der Überflieger ... HAMMER !!!!!!!!!!