laut.de-Kritik

Synthies, Features und Liebe gegen den Zorn.

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Nach dem Plattendeal und ersten Auftritten durchkreuzt Corona mitten in der Promophase des Debütalbums "Wir Bauten Uns Amerika" die Pläne der Band aus der schwäbischen Einöde. Daraus ergibt sich ein Zustand zwischen "Zorn & Liebe", den Provinz nun auf ihrem zweiten Album aufarbeiten. Stillstand, Melancholie, Sehnsucht und Vergänglichkeit sind ihre Themen in Tagen wie diesen, Landleben, Jugendsünden, Liebeskummer und Mental Health sowieso.

Doch positiv fällt in erster Linie der neue Sound auf. Die vier Provinzler zeigen sich experimenteller und elektronischer, der Beat ist schneller, die Drums markanter, das Klavier präsenter. Auf ihrer EP "Zu Spät Um Umzudrehen" aus dem vergangenen Jahr deuteten sie in Form vereinzelter Synthie-Klänge und Sequenzer-Effekte den neuen Weg an. Mit "Zorn & Liebe" haben sie all die Ereignisse der letzten zweieinhalb Jahre auch musikalisch "neu gedacht, überworfen und reproduziert".

"Willkommen zurück" schreit Sänger Vincent nun im rockigen "Intro" und klingt dabei genauso freudig wie die Fans zum Albumrelease. Er hat auch allen Grund dazu, schließlich zeigte sich 2021 mit wachsender Fanbase, ausverkaufter Tour, neuer EP, Sommerhit mit Majan und Jeremias und der 1Live Krone als "Beste Band" dann doch noch versöhnlich. Zuletzt spielten Provinz einen ausgiebigen Festivalsommer (u.a. Southside/Hurricane, Deichbrand, MS Dockville), die kommende Herbsttour steht.

"Unsere Bank" wohl nicht mehr. Die wurde "für ein Altersheim zerstört", betrauert Vincent in der Klavierballade, während Gastsänger Danger Dan gleiches um Résistance-Kämpferin Nancy Wake tut. Mit ihm haben die Schwaben ihr Wunschfeature bekommen und eine passende Wahl getroffen. Dans unaufgeregt Stimme harmoniert mit dem leicht ausufernden Gesang des Provinz-Fronters. Noch besser passt da nur das Duett mit Nina Chuba für das titelgebende "Zorn & Liebe". Im Grunde kitschiger Deutschpop, der in der Kombi genauso gewöhnlich, aber einfach schön klingt.

Zwischen den beiden Feature-Tracks folgten in den vergangenen Monaten vier weitere Singles. Für die hat es die vier Jungs zwar (immer noch) nicht in die "Großstadt", dafür in die Wüste verschlagen. Vor der malerischen Kulisse Marokkos, umgeben von Sand, Meer und Märkten, drehten sie die Videos zu "Verrate Deine Freunde", "Spring", "17 Für Immer" und "Zwei Menschen".

Gerade die Vorabsingles beweisen, dass es auf die Details ankommt: die sanften Synthies von "Spring" in etwa, der groovige Basseinschlag in "17 Für Immer" oder das wiederkehrende Echo im Hintergrund von "Zwei Menschen" ebenso die direkten Lines hier: "Sie schlafen miteinander / Oder mit jemand Fremdem". Und Menschen machen nicht nur Fehler, sie verharren auch gerne in der Vergangenheit ("Unsere Bank"), sehnen sich nach der Zukunft ("Sara") oder verweilen irgendwo dazwischen ("Spring"). Doch "Diese Nacht" bleiben auch Provinz einfach im Hier und Jetzt.

Und diese bleibt in Erinnerung. Der gemeinsame Song "Betäub Mich" mit Casper nicht. "Wir hatten eine krasse Casper-Phase", erzählte Schlagzeuger Leon vor zwei Jahren im Interview. Ihn hörten die Provinz-Jungs also, als sie noch keiner kannte. Der gemeinsame Song bietet dennoch nicht mehr als die betäubende Eingängigkeit. Doch letztlich ist "Alles Gut Keine Angst".

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Diese Nacht
  3. 3. Spring
  4. 4. 17 Für Immer
  5. 5. Unsere Bank
  6. 6. Aylin
  7. 7. Betäub Mich
  8. 8. Verrate Deine Freunde
  9. 9. Zwei Menschen
  10. 10. Zorn & Liebe
  11. 11. Weit Weg
  12. 12. Sara
  13. 13. Verschwendung
  14. 14. Robin Skit
  15. 15. Alles Gut Keine Angst

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