laut.de-Kritik

Einfach ein wunderschönes Elektro-Dunkelpop-Album.

Review von

Die neunte CD der einstigen Elektro-Avantgardisten Psyche schockiert niemanden, und sie erfindet das Elektro-Genre auch nicht neu. Aber dafür ist sie wunderschön. Exzellente Soundtüftler mit Gespür für Melodien waren hier am Werk und haben ein Elektro-Dunkelpop-Album geschaffen, das schon beim ersten Hören überzeugt, seine Anziehungskraft aber auch nach dem zehnten Mal noch in keinster Weise einbüßt.

Wohin der Weg der letzten Platten geführt hat, darin kann nun ohne Sorgen geschwelgt werden: satte Klangteppiche, gemäßigte Rhythmen und ohrwurmtaugliche Melodien geben sich die Hand. Zum Auftakt zunächst die Single-Auskopplung "Sanctuary", mit hämmerndem Beat aufputschend in Szene gesetzt. Es folgt mit "Hypnotized" ein wahrhaft hypnotischer Song, mit sphärischen Soundschweifen und gehauchter Stimme über technoidem Grund. "Renegades" ist der erste richtige Knaller der CD, der Refrain geht nicht mehr aus dem Ohr, der süße Klangteppich lässt den Song durchaus Dancefloor-tauglich erscheinen. Überhaupt gibt sich die CD zu Anfang fast schon fröhlich und nach bester Popmanier mit monotonem Bassgewummer.

Nach der Hälfte ist der Berg jedoch überwunden, die Lieder werden düsterer und dichter. Der Titelsong "The Hiding Place" präsentiert einen schaurigen Soundwall bevor die auflockernde Melodie einsetzt. "Lost Innocence" lässt den Hörer in dunkle Klangwelten eintauchen, in denen Blitze aus elektronischen Tonschöpfungen über das Grundgerüst der Melodie jagen, gedeckt durch die einhüllende Stimme von Darrin Huss. Der beste Song des Albums ist vermutlich "Imaginary Life", düsterromantisch, eindringlich und fragend. Unter die Haut geht auch "13", das ganz klassisch mit einem Klavierintro beginnt, und nur mit einem ganz leichten Herzschlag-Beat unterlegt ist, bis sich die Stimme Huss' als Flüstern erhebt.

Der neue Mann am Synthesizer, Remi Szyszka, erweist sich als Glücksgriff. Psyche müssen sich nach 16 Jahren nicht mehr selbst erfinden - dort, wo sie nun angekommen sind, scheinen sie sich durchaus zu Hause zu fühlen.

Trackliste

  1. 1. Sanctuary
  2. 2. Hypnotized
  3. 3. Renegades
  4. 4. Unbreakable
  5. 5. Looking Glass
  6. 6. One Last Kiss
  7. 7. The Hiding Place
  8. 8. Lost Innocence
  9. 9. Imaginary Life
  10. 10. Love Is A Dangerous Game
  11. 11. 13
  12. 12. Unbreakable (Bonus Remix)

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