laut.de-Kritik
Retrospektive auf erwartet hohem Niveau.
Review von Mathias MöllerR.E.M. kommen uns mit einem Best Of-Album. Das erscheint eigentlich schon lange überfällig, vor allem wenn man beachtet, wie viele Bands mittlerweile nach drei Alben eine Greatest Hits-Kollektion einschieben. Die vier aus Athens, Georgia haben mittlerweile vierzehn Alben und einen Soundtrack (zu "Man On The Moon") auf dem Buckel, da lässt sich doch was machen. Die tonale Retrospektive deckt allerdings nur die Alben zurück bis zum 1989er "Green" ab.
Bereits 1991 erschien "The Best Of R.E.M.", die die Zeit vor "Green" mit Songs wie "The One I Love" und "It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)" hittechnisch kompilierte. Auf "In Time" findet der Fan mit der rockig-schnellen Best Of-Standardsingle "Bad Day" und dem etwas überflüssigen "Animal" auch zwei neue Tracks sowie "All The Right Friends", das bis jetzt nur auf dem Vanilla Sky Soundtrack zu finden war. Leider fällt letzteres gegenüber den 'Hits' doch deutlich ab.
Der Rest rekrutiert sich aus viel Bekanntem und ein wenig Unbekanntem, aber die Zusammenschau findet bei R.E.M. auf erwartet hohem Niveau statt. Die Rückblende ist nicht chronologisch geordnet, und auch den größten Hit der Band, "Everybody Hurts", findet der Hörer erst weit hinten. Die Zusammenstellung gestaltet sich offenbar mit dem Ziel größtmöglichen Hörgenusses. So wirkt "In Time" wie aus einem Guss und nicht lieblos zusammengestellt. Los geht's mit "Man On The Moon", dem Ohrwurm vom kommerziell erfolgreichsten Album, "Automatic For The People".
Aber R.E.M. arbeiten auf "In Time" auch die weniger erfolgreichen Seiten der Bandgeschichte auf. So ist zum Beispiel mit dem beatles-artigen "At My Most Beautiful", dem melancholischen "Electrolite" und dem seicht poppenden "Imitation Of Life" die Zeit nach "Automatic For The People" gut repräsentiert, obwohl die Alben "Monster", "New Adventures In Hi-Fi", "Reveal" und "Up" unter kommerziellen Gesichtspunkten wohl als Flop bezeichnet werden müssen.
Wie gut R.E.M. jedoch auch in dieser Phase waren, zeigt das schön morbide "E-Bow The Letter" von "New Adventures In Hi-Fi" mit einem bittersüßen Gastauftritt von Patti Smith. Trotz der nicht explizit hitfixierten Zusammenschau fehlt fast keines der großen Stücke, "Losing My Religion" ist genauso vertreten wie "Orange Crush" und "Stand". Lediglich das mit Kate Pierson von den B-52's (der anderen Band aus Athens, Georgia) eingesungene "Shiny Happy People" fehlt unbedingt, und auch "Leave" von "New Adventures In Hi-Fi" hätte sich gut auf dem Album gemacht. Der ist allerdings auf einer zweiten Scheibe enthalten, die in einer Special Edition von "In Time" unters Volk gebracht wird. Mit "Nightswimming" rundet einer der schönsten R.E.M.-Songs das Album ab.
Parallel zur CD erscheint die DVD "In View", auf der neben allen Videos, die es zu den Songs von "In Time" gibt, auch noch sechs rare Filmchen zu Stücken wie "How The West Was Won And Where It Got Us" zu finden sind. Schließlich zeigt die DVD R.E.M. live auf einem Solidaritätskonzert in London mit "Imitation Of Live", "Losing My Religion" und "Man On The Moon".
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