laut.de-Kritik
Luftiger Pop regiert im Königreich der Tränen.
Review von Kai ButterweckManchmal hilft es, durchlebter Tristesse und viel Herzschmerz mit Musik zu begegnen. Das dachte sich wohl auch Rachael Yamagata - die seit nunmehr fast zehn Jahren ungekrönte Kleenex-Königin. Und dieser Tage unterfüttert sie ihre kummervollen Gedanken mit ungewohnt beschwingten Klängen.
Was nach den Vorgängern "Happenstance" und "Elephants... Teeth Sinking Into Heart" noch als unvorstellbar galt, wird auf dem Drittwerk der Sängerin aus Virginia tatsächlich Realität. Die triefenden Moll-Landschaften haben weitgehend ausgedient. Stattdessen regiert anno 2012 luftiger Pop im Königreich der Tränen.
Der trocknet die salzigen Tränen zwar nicht zwingend schneller, aber sorgt für hoffnungsvolle Ausblicke in die Zukunft. Natürlich verabschiedet sich Rachael nicht komplett vom spartanisch instrumentiertem Selbstmitleid. Songs wie "You Won't Let Me", "Stick Around" oder die herzerreißende Piano-Ballade "Full On" erinnern mit jedem Schluchzer an die beiden bewegenden Vorgänger-Alben.
Doch dann kommt plötzlich ein Song wie "Starlight" daher, der mit angezerrter "Stand By Me"-Tonfolge und treibender Bassdrum erstmals ein 'Ich-kann-auch-anders-Vorboten' postuliert, nachdem bereits der Opener mit pulsierendem Volumen und optimistischem Vibe überrascht.
Bei "The Way It Seems To Go" packt Rachael dann wie aus dem Nichts den Boogie aus. "This record was made in a house by the bay with a whole lot of love in the room", schreibt sie im Booklet. Und genau so klingt "Chesapeake" auch. Gitarren, Piano, Cello, Mandoline, Percussions: Alles klingt, als wäre es direkt auf einer sonnenüberfluteten Terrasse aufgenommen worden. Und auch Rachaels markante Stimmfarbe hört sich befreiter, in einem Song wie "Saturday Morning", für ihre Verhältnisse sogar fast schon euphorisch an.
"Chesapeake" nimmt den Hörer mit auf eine Reise in das Seelenleben einer ausdrucksstarken Songwriterin, die versucht, zwischen Licht und Schatten, Kummer und Hoffnung den richtigen Weg zu finden. Warum ausgerechnet sie seit Jahren ein musikalisches Dasein eher im Untergrund fristet, bleibt ein Rätsel.
1 Kommentar
wirklich schöne musik-. passt nur für micgh im moment nicght