laut.de-Kritik
Den New Yorkern geht langsam die Luft aus.
Review von Philipp SchiedelSeien wir ehrlich: Auch wenn ich "Stealing Of A Nation" gelobt habe, und auch wenn sie eigentlich eine gute und mutige Platte ist, gehört habe ich sie nach dem Schreiben der Review praktisch nie. Und um weiterhin ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass das bei der neuen Scheibe von Radio 4 anders sein wird …
Los gehts mit der knackigen Single "Enemies Like This", die gleich mal klar macht, wo die Reise hingeht. Ins altbekannte und sicherlich auch etwas abgelatschte Land der Off-Beats und der dicken Basslines, der treibenden und quäkenden Refrains und der unzähligen Schlagwerke. All das, wofür Radio 4 stehen, wird hier vorzüglich bedient.
Die Experimentierwut haben die New Yorker also hinter sich gelassen (schade eigentlich) und berufen sich auf ihren altangestammten Sound (immer wieder gut). Alles schon gehört? Ja, definitiv. Aber Radio 4 haben es - Gott sei Dank - immer noch drauf, gute Songs zu schreiben, die den kompletten Körper zum Metronom werden lassen. "Packing Things Up On The Scene", "Always A Target" oder der abschließende Hit "As Far As The Eye Can See" machen bis ins letzte Detail Spaß, hier ist Schwofen Ehrensache.
Warum werde ich in Zukunft die Platte dann höchstwahrscheinlich trotzdem nicht anhören? Weil "Enemies Like This" zwar eine nette Scheibe, das Feuer von Radio 4 aber doch irgendwie am Erlöschen ist. Trotz einiger schöner Songs geht den New Yorker auf Albumlänge öfter mal die Luft aus. "This Is Not A Test" oder "Grass Is Greener" fehlt definitiv der letzte Pepp, um wirklich noch mal auf Repeat drücken zu wollen.
Woran das liegt, wird schnell klar, wenn man sich vor Augen hält, dass die Band mehr an ihren Live-Sound anknüpfen wollte. Wer Radio 4 schon mal live gesehen hat, weiß, dass sie es auf der Bühne eigentlich nie verstanden haben (jedenfalls auf den drei Konzerten, die ich erlebte), den Druck und die Rauheit umzusetzen, die in ihren Knallern stecken.
"Enemies Like This" unterstreicht diesen Eindruck und zieht sich nicht nur einmal unnötig in die Länge. Ein Refrain oder eine Strophe weniger hätte vielen Songs gut getan und die Platte weitaus markanter gemacht. So ist Radio 4s vierter Streich allemal ein kurzweiliger Spaß, für die Ewigkeit sind aber andere Platten.
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