laut.de-Kritik
Einer klassischen Suite stehen einige erstaunlich harte Riffs gegenüber.
Review von Michael EdeleNach zehn ("Lingua Mortis") respektive acht Jahren ("XIII") Abstinenz, haben sich Rage erneut an eine Verbindung aus Klassik und Metal gewagt und damit erneut Großes geschaffen. Zwar befinden sich auf "Speak Of The Dead" auch einige nicht-orchestrale Songs, doch die haben es genauso in sich.
Nach dem Einmarsch "Mortituri Te Salutant", geht es beim instrumentalen "Prelude Of Souls" schon höllisch zur Sache und Vergleiche mit Dream Theater oder Kamelot sind nicht von der Hand zu weisen. Obwohl die "Suite Lingua Mortis" auf insgesamt acht Akte aufgeteilt ist, sind die Übergänge natürlich fließend und man muss sich den 20-minüter eh an einem Stück anhören. Alles andere wäre ein Sakrileg.
Für die Klassik-Aufnahmen stand das Symphonie Orchester von Minsk zur Verfügung, was bei Victor Smolskis Verbindungen in dieser Richtung wohl kein sonderlich großes Problem darstellte. Neben den mitunter erstaunlich harten Hauptthemen mit Gesang ("Innocent", dem total abgefahrenen "No Regrets" und dem melancholischen, ruhigen "Beauty") stehen teilweise sehr dramatische Instrumentalstücke, die (bis auf "Confusion") dem Orchester den Vorzug geben.
Nach dieser Meisterleistung versohlt "No Fear" einem gehörig den Arsch. Gas geben ist angesagt, immerhin gibt es zu dem Stück auch ein Video und es ist auch im Soundtrack des Independent-Thrillers "Ludgers Fall" gelandet. Doch es hat allgemein den Anschein, dass Rage auf ihrem mittlerweile 17. (!) Album Härte und Geschwindigkeit in den Vordergrund gerückt haben. Dass dabei aber die griffigen Melodien zu kurz kommen, wird keiner ernsthaft erwarten.
Für das etwas ruhiger beginnende "Full Moon" hat sich das Trio etwas Besonderes einfallen lassen, denn die Nummer gibt es auf der Special Edition auch auf Spanisch, Deutsch, Russisch usw. zu hören. Sehr rifflastig gibt sich auch "Kill Your Gods", doch finde ich Mikes Drumming dort alles anderes als prickelnd. Schnell, keine Frage, aber was Abwechslung angeht, ist da eigentlich mehr drin.
"Turn My World Around" und "Be With Me Or Be Gone" und auch der abschließende Titeltrack sind sowas wie typische Rage-Nummern, wobei letzterer nochmal an Härte zulegt. So richtig schlüssig ist die Kombination aus der klassischen "Suite Lingua Mortis" und den anschließenden Metal-Tracks nicht unbedingt, allerdings sind die Sachen für sich gesehen richtig klasse. Für meinen Geschmack hätte die Suite gern noch etwas ausführlicher ausfallen können.
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