laut.de-Kritik
Stinkefinger mit knüppelharten Vibes.
Review von Kai ButterweckDie Stimme von Alexander Hagman, Frontmann des HC-Bulldozers Raised Fist, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Selbst in innersten Genre-Kreisen sorgt das knatternde Aggro-Organ des schwedischen Shouters bei manchem für zusammengezogene Augenbrauen. Auf Händen getragen wird der Gute aber trotzdem, und das nicht nur in seiner Heimat Schweden. Warum?
Nun, der werte Herr Hagman stellt sich ja nicht allein ins Studio. Im Background steht dem kantigen Sänger ein Band-Gefolge Spalier. Das stellt den gewöhnungsbedürftigen Vocals nun schon seit über zwei Jahrzehnten ein derart energiegeladenes Sound-Paket zur Seite, dass man bisher am Ende eines jeden Albums zu dem Schluss kam: sitzt, passt, wackelt und hat Luft!
Auch nach dem letzten Beckenschlag ihres neuen, mittlerweile siebten Studioalbums "From The North" ziehen sich die Mundwinkel von Liebhabern prügelnder Hardcore-Klänge wieder nach oben. Dabei warten die Schweden mit der einen oder anderen Neuerung auf. Das Fundament bleibt aber natürlich erhalten. Egal, ob vereinzelte Nu Metal-Einschläge ("Flow", "Chaos") oder ungewohnt melodiöse Refrain-Passagen ("Man And Earth", "Ready To Defy"): Im Vordergrund steht immer der knüppelharte Vibe der Anfangstage. Den haben die Skandinavier immer noch drauf wie Ronaldo seine Übersteiger.
Wahlweise auf der Überholspur ("In Circles", "Gates") oder mit viel Groove im Gepäck ("Depression", "Unsinkable") nimmt sich das Quintett auf ein Neues protzende Banker, Umweltvergewaltiger und Schattengestalten der Gesellschaft zur Brust. Wer die natürliche Weltordnung nicht wertschätzt, wird musikalisch in Grund und Boden gestampft.
Meckern tun sie doch alle? Ja, natürlich. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Stinkefinger-Bands aus der Szene krächzen Raised Fist nicht nur stumpfe Parolen durch die Boxen, sondern bringen ihre Ängste, ihre Wut und ihre Hoffnung auf Besserung kurz, knapp und mit Hintergrundwissen auf den Punkt.
So paaren sich zum Nachdenken anregende Inhalte mit energiegeladenen Sounds aus dem Untergrund, die mitunter sogar Mehrzweckhallenluft schnuppern ("We Will Live Forever"). Wie gesagt: sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Wieder einmal. Thumbs up!
1 Kommentar
Habe Fuel im Schrank und höre immer mal wieder rein, geiles Album. Neuer Kram geht auch klar, aber vom Sound alles sehr ähnlich. Der Trademark-Sound zieht halt.