laut.de-Kritik
Hardcore oder kein Hardcore - das ist nicht die Frage.
Review von Michael EdeleAuch nach gefühlten 3.000 Jahren Musikredaktion erstaunt es mich immer wieder, wie sehr die Erwartungshaltung oder die aktuelle Verfassung die Bewertung von Musik beeinflusst. So war ich doch nach den ersten Durchläufen von "The Last Gasp Of Street Rock'n'Roll" kurz davor, die Scheibe mit drei Punkten abzuspeisen.
Das würde Ramallah und dem Album aber keinesfalls gerecht, denn Rob Lind und Co. haben auf der Scheibe einmal mehr geliefert. Zwar nicht das, was ich mir nach "Kill A Celebrity" gewünscht hätte, aber da wären wir wieder beim Thema Erwartungshaltung. Persönlich rangiert das neue Album ein Stück hinter dem 14 Jahre (!) alten Vorgänger und bekommt trotzdem vier Punkte. Wieso? Weil ich für "Kill A Celebrity" inzwischen ohne Zögern die Höchstnote ziehen würde.
"What ever happened to the Hardcore music we all know and love?" singt Rob im Opener und Titelsong und gibt die Antwort mit dem folgenden "I Don't Believe" gleich selbst: Sie ist genau hier! Und zwar extrem abwechslungsreich und eingängig - zum Teil fast schon poppig. Dass er sich hier dann auch textlich mal selbst zitiert, schadet ja nix. Wenn Rob in "Just Walk Away" noch nicht alles zu diesem Thema gesagt hat, ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, um daran anzuknüpfen.
Fette Power gibt es auf "The Last Gasp Of Street Rock'n'Roll" jede Menge. "Dead Girls And Dead Boys Anthem" legt ordentlich los. Der Chorus schwächt mit dem Breakdown aber etwas ab und an diese Nananana-Gesänge muss man sich gewöhnen, auch wenn es die bereits bei "The Horror And The Gag" gab. Diese Art Fill-Shouts kommen in Folge noch öfter zum Einsatz.
Es gibt bestimmt Leute, die Ramallah vorwerfen, dass das mit reinem Hardcore oftmals nur noch wenig zu tun hat. Die haben zwar recht, aber wen kratzt das? Sie machen einfach ihr Ding. Wenn "I See You Crawling" mit Ramones-Zitat nach vorne abgeht, kann "The Times We Had" auch fast wie ne Schnulze für einen amerikanischen Teenie-Streifen klingen.
Ins Ohr geht jede der leider nur acht Nummern. Auch wenn der Härtegrad zum Teil deutlich heruntergeschraubt wurde, ändert das nichts an der Qualität der Songs. Die Akustikversion von "Bye Bye ..." klingt zunächst überraschend, funktioniert aber auch überraschend gut und mit "The Last Gasp Of A Wasted Youth And Wasted Life" gibt es zum Ausklang nochmal schön was zum mitshouten.
3 Kommentare mit 19 Antworten
Bissl plakativ-peinlich, nicht? Als 15jähriger, der gerade erst Hardcore und Bier entdeckt hatte, hätt ichs vermutlich geil gefunden.
Lohnt nicht?
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Ist okay. Halt so typisches Füllermaterial fürs Festivallineup, das einfach nicht merkt, wie wenig badass es ist. Ohne Alkohol zum Fremdschämen, aber da gibts wesentlich schlimmeres.
Da ich nicht saufe, lass ich es also lieber. Danke
Tu ich auch nicht mehr. Es wird nur noch gekifft, das macht nicht langfristig blöde. Gibt ja auch Hardcore, der nüchtern und ohne Cringefaktor funktioniert.
Beim Thema "langfristig blöde" ist der Zug bei dir ja schon eine ganze Weile abgefahren, also kannst du ohne Furcht regelmäßig zur Flasche greifen.
Dass Kiffen nicht langfristig blöde macht, halte ich auch für ein Gerücht. Die Dosis macht das Gift, wie bei jeder weichen Droge Deutlich weniger aggressiv und asozial gegenüber sich und anderen als Saufen macht es aber definitiv.
Hat aber lange gedauert, bis jemand meine Einladung zur Beleidigung angenommen hat. Kifft mal nicht so viel.
Und ja. Wer den ganzen Tag herumhängt und kifft, trägt nichts zu seiner geistigen Entwicklung bei und wird natürlich blöde. Ist stoned halt auch geil, wenn man gar nichts macht.
Ein Glas Bier reicht halt schon für die Schädigung der Hirnzellen, wenn auch nur ungefähr so viel wie einen durchschnittlichen Kommentar auf laut.de zu lesen. In dem Sinne: Prost.
Joah, nicht nur das. Es wird wissenschaftlich vermutet, dass dauerhaftes Buffen den Konsumenten so ca. 10 IQ Punkte kostet. Könnte erklären, warum so viele Rapper über die Jahre peinlich werden
Bonez oder Capital Bra zb wären demnach mittlerweile im Minusbereich angelangt
Keine Ahnung, obs da überhaupt vernünftige Langzeitstudien gibt. Daß es heute aber noch immer ernstgemeinten Reggae gibt, wäre ein guter Anlaß für Bedenken.
Also Kinders - hört auf Chris und sauft, inhaliert, schnieft und spritzt in Maßen!
Kannte die bisher, zum Glück, nicht. Das ist echt mal ziemlich pathetisch, stumpf und fremdschamgebährend, "Hardcore" vor dem ich immer zurückgeschreckt bin.
'Ne Review zur neuen Touché Amoré gibts wohl nicht mehr?
Richtig wacker Mist.
Würde das nichtmal Hardcore taufen, eher "MittelalterangehauchterGröhlRockvonundfürKnallbirnen"
Hmm, nja, wollte zuerst ne 1/5 verteilen, hab mich dann aber der Stimmabgabe enthalten und mir nach Schreiben meines Ausgangskommentars gedacht: "Hey, ich glaub' die machen das aus Spass und Liebe an der Musik." Kann man ja dann auch nicht wirklich verurteilen. Ist mir halt einfach nur zu stumpf.
Ich habe es keine Minute ausgehalten. Grauenvoll stumpf.
ich finds geil. leider nicht rechtsradikal. ist der HvW noch anwesend??
Warum bin ich bei Deinen Tiefschlägen aus dem Erdmantel direkt in die Hoden des guten Geschmacks eigentlich noch überrascht?
Ich bin immer wieder überrascht, dass torqui hier überhaupt noch posten darf.
@torque: Ja, HvW ist Nutzer-0, ein waschechter Fascho.
Und dass der Acc nun schon über ein Jahr alt ist!
Ich bin immer noch enttäuscht, dass er sich nicht "Nutzer-7" genannt hat, verpasste Chance.
...oder einfach für immer weggeblieben ist.