laut.de-Kritik
Besingt klassische Soulthemen wie Liebe und Herzschmerz.
Review von Alexander AustelOb es sich hier nun um Neo-Soul oder die klassische Variante, nur 40 Jahre zu spät handelt, ist eigentlich irrelevant. Raphael Saadiq hat eine tolle Stimme, ist als Musiker absolut talentiert und liefert schon seit Jahren gute Musik ab. Auch das hier vorliegende Werk ist nicht nur schrill und bunt, sondern kann auch richtig was. Saadiq ist nach wie vor einer der wenigen, die den Soul der 60er und 70er Jahre so aufleben lassen. "Ich mache einfach, was ich fühle. Wenn ich im Studio bin, wetteifere ich mit mir selbst."
In der eigenen Blakeslee Recording Company nahm der Kalifornier sein viertes Soloalbum auf. Alles aus eigener Produktion. Im Booklet steht über fast jedem Song "Vocals, Drums, Percussion, Guitars and Mellotron by Raphael Saadiq". Dieses Musiktalent führt er schon im Opener "Heart Attack" beeindruckend vor. Die Nummer ist soulig, macht Spaß und verlangt nach mehr. Ähnlich flott groovt die Single "Radio" daher und bringt das Tanzbein zum Schwingen.
Der Titeltrack ist eine der besten Nummern der Scheibe. Der geile Groove lässt den Kopf nicken und die Hüften schwingen: Der Motown-Sound der 70er lebt auf. Da rollt der Stein einfach tatsächlich! Als kleine Abwechslung zu den eher schnelleren Nummern dient der smoothe Blues-Rock in "Movin' Down The Line". Der ruhige und harmonische Bass sorgt für die richtige Stimmung, ein melancholisches Saxophon und eine verträumte Trompete im Hintergrund runden das Klanggewand ab. "I wanna be your hero, and everyone else knows, so that love unlock the door". Schnulzig schön beendet ein Piano diesen Track.
Ganz ähnliche Gefühle ruft die Nummer über einen guten Liebhaber hervor, dessen große Liebe ihn eigentlich gar nicht verdient hat. "Good Man" ist ein Duett mit Taura Stinson und funktioniert so gut, dass der Finger automatisch gegen Ende des Liedes die 'Repeat'-Taste drücken will. Klarer Höhepunkt des Albums!
Es ist aber nicht alles Gold, was da glänzt und funkelt. So wechselt sich immer ein guter mit einem etwas schwächeren Song ab. So plätschern die Nummern "Go To Hell", "Over You" und "Just Don't" eher so dahin. "Day Dreams", wirkt auf die Dauer sogar etwas nervig und die Strophe "I'm living on daydreams, I'm gonna buy me something I can't afford" wiederholt sich gefühlte 82 Mal.
Trotzdem ist die Platte gelungen, besitzt einige sehr schöne Momente und besingt vor allem klassische Soulthemen wie Liebe und Herzschmerz. "Ich stehe auf Qualität, nicht auf Quantität" heißt es in einem Interview. Mag sein, dass er damit die kurze Spielzeit von nur knapp über einer halben Stunde zu erklären versucht. Spaß macht "Stone Rollin'" aber allemal.
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