laut.de-Kritik
Gefühlvolle Eingängigkeit der Queen Of Country.
Review von Martin LeuteHierzulande mag der Name Reba McEntire nur ein fragendes Schulterzucken verursachen, in den Vereinigten Staaten muss sie nach 30 äußerst erfolgreichen Jahren im Showbiz nicht mehr vorgestellt werden. Sie glänzte sowohl als Theater- und Filmschauspielerin als auch als TV-Sitcom-Macherin, erstrahlt aber am hellsten als Musikerin. Die Queen Of Country positioniert sich zwischen Nashville und Pop und hat nun nach vier Jahren wieder ein Studioalbum am Start.
Die McEntire hat gerufen, und alle sind gekommen, um der mittlerweile 52-Jährigen zu huldigen und gemeinsam mit ihr das Werk "Duets" einzuspielen. Klingende Namen wie Carole King, Justin Timberlake, Faith Hill oder Don Henley tragen ihren Teil dazu bei, dass das Werk in den USA bereits eingeschlagen hat.
Bei den Songs handelt es sich um gefühlvolle Countrypopnummern, wobei Pop ganz groß geschrieben wird; "Duets" setzt auf massenkompatible, radiotaugliche und absolut knitterfreie Einspielungen. Beim Opener "When You Love Someone Like That" steht Reba LeAnn Rimes zur Seite, um den Refrain der ohrgängigen Midtemponummer mit ihrer zweiten Stimme auszuschmücken. Schön säuseln in dem mit Ronnie Dunn vorgetragenen "Does The Wind Still Blow In Oklahoma" die Lap Steel und die Violine, ein angenehmer Hauch von Nashville weht durch den Raum.
Reba McEntire versteht es, sich in die Herzen zu drängen, immer schließt sich den verhaltenen Strophen ein schmachtender Refrain an, der meist zweistimmig vorgetragen seine Wirkung nicht verfehlt. Eindringlich führt sie das im gitarrenlastigen "Because Of You" mit Kelly Clarkson, dem poppigen "Faith In Love" und dem vom Piano geführten Track "She Can't Save Him" mit Trisha Yearwood vor.
Emotionalität und Pathos strukturieren die Songs, die jede Form der Larmoryanz vermeiden. Da fügt sich das gemeinsam mit der großen Carole King intonierte "Everyday People" nahtlos an. Wunderbar harmoniert Rebas Stimme in "Every Other Weekend" mit der Kenny Chesneys, ein sanfter melancholischer Höhepunkt, untermalt vom Piano und Streichern.
Es ist unüberhörbar, dass Miss Mc Entire mit ihren männlichen Partnern die größere Wirkung erzielt. So auch mit "These Broken Hearts" und dem leiseren, von Justin Timberlake geschriebenem "The Only Promise That Remains", der sich gesanglich leider sehr im Hintergrund hält. "Duets" schließt mit "Break Each Other's Hearts Again" ab, einem hübschen und sentimentalen Song, dem der Eagles-Frontmann Don Henley seinen Stempel aufdrückt.
"Duets" schlängelt sich durchaus leichtfüßig ins Ohr, dennoch wäre zu wünschen gewesen, dass Reba McEntire dieses Projekt etwas risikofreudiger angeht. Der watteweichen Lieblichkeit und Berechenbarkeit der Songs hätten Überraschungsmomente und auch ein wenig Sprödigkeit gut getan. Was bleibt, ist ein gefälliges und braves Countrypop-Album, das mit seiner Mainstream-Affinität nur selten individuellen Charme versprüht.
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