laut.de-Kritik
Der Virtuose vergisst gelegentlich, dass er auch Zuhörer hat.
Review von Giuliano BenassiRitchie Kotzen kann einem echt leid tun: Er ist einfach zehn Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Während in den 80er Jahren Steve Vai, Yngwie Malmsteen oder Joe Satriani mit aberwitziger Geschwindigkeit ihr Unwesen trieben und sich dabei nicht nur Erfolg, sondern auch eine bis heute treue Fangemeinschaft erspielten, hat Kotzen, damals nur ein Teenie, heutzutage weder Erfolg noch eine große Gefolgschaft.
Dabei beweist auch sein neues Album "Change", dass er durchaus ein fähiger Musiker ist. Nicht nur die Gitarrenparts hat er eingespielt, sondern auch die anderen Instrumente - Bass, Schlagzeug und Keyboard. Schreiben, produzieren und singen tut er auch. Zweifel bestehen auch in dieser Hinsicht nicht: Er kann das alles, sogar nicht schlecht.
Leider hat er bei all seinem Können vergessen, dass er auch Zuhörer hat. Einzeln genommen sind viele der Lieder gar nicht so schlecht, zusammen gestellt ergeben sie aber einen wirren Klangsalat. Kommt der Opener "Forever One" noch richtig fetzig daher, ist "Get A Life" belangloser Chartrock à la Mr. Big und "Change" eine akustische, etwas zu schnulzige Ballade mit billigen Lebensweisheiten ("Nichts wird sich verändern bis du dich nicht veränderst"). "Don't Ask" bietet melodischen Gitarrenrock, "Deeper" und "Fast Money Fast Cars" überzeugen halbwegs durch funkige Rhythmen. "High" ist wieder eine Ballade, diesmal mit E-Gitarre, "Shine" könnte dagegen von Ricky Martin stammen.
Überzeugendes kommt erst wieder zum Schluss. "Unity" besticht nicht nur durch seine jazzige Atmosphäre, sondern auch durch ein Gitarrenspiel, dass zugleich schnell und mitreißend klingt.
Das ist einfach zu wenig. Schade, denn Kotzen versucht mit allen Mitteln, sein Können zu beweisen. Leider steuert er mit diesem Album zwischen alle Stühle und wird kaum jemanden von sich überzeugen können.
1 Kommentar
Weder wirklich gut noch zum... ja genau