laut.de-Kritik
Irgendwann wird er sich noch in den Schlaf protzen.
Review von David Maurer"M-M-M-Maybach Music!" Jeder weiß, was jetzt kommt: Es ist der Bawse im "coke white Mercedes", der uns nicht nur kiloschwere Goldketten, sondern auch sein zweites Album in diesem Jahr um die Ohren haut.
In der Tat erwies sich die Halbwertszeit von "Mastermind", das im März erschien, als eher kurz. Ob die logische Konsequenz daraus unbedingt noch eine Rozay-Platte nur wenige Monate später sein muss: naja.
"Hood Billionaire" unterhält in typischer Albernheit partiell zwar auf gewohntem Niveau. Trotzdem muss Ross, dessen Überfluss an eigentlich allem Materiellen ihn anscheinend immer mehr selbst langweilt, aufpassen, dass er sich nicht irgendwann in den Schlaf protzt: "I'm already rich, I'm tired of bein' famous."
Eine gewisse Monotonie zog sich durch die letzten Releases stellenweise ohnehin schon, vor allem in Form völlig irrelevanter Filler. Als bestes Beispiel hierfür dient auf "Hood Billionaire" das lahme "Quintessential". Ein Track, ebenso überflüssig wie das Snoop Dogg-Feature. Das langweilt nicht nur, sondern stört sogar, zumal auch Ross selbst in eine leichte Lethargie zu verfallen scheint.
Verzichten ließe sich zudem leicht auf die obligatorische R'n'B-Nummer mit Sängerin K. Michelle. Der recht flotte Timbaland-Trademark-Beat rettet "If You Only Knew" zwar auf deutlich höheres Niveau als "Quintessential", mehr aber eben nicht.
Da macht ausgerechnet die R. Kelly-Kollabo - "Keep Doin' That (Rich Bitch)" deutlich mehr Spaß. Die trieft nur so vor Klischees, wie man es von einer Zusammenarbeit von Bawse und "Frauenversteher" erwarten durfte. Texte von Krokoleder-Handtaschen und Versace-Bettlaken sorgen für amüsiertes Kopfschütteln und unterhalten wesentlich besser als die 08/15-Trap-Zutaten in "Heavyweight" und "Burn".
Doch obwohl mehr als nur einmal Langeweile aufkommt, bietet "Hood Billionaire" letztendlich einfach zu viele Highlights, um den Hörer nicht doch irgendwie immer wieder ins "Maybach Empire" hineinzuziehen.
Diesen Sog erzeugt Rozay natürlich mit altbekannten Zutaten: Oh, ein Jay-Z-Feature! Der Jigga, in den letzten Jahren deutlich zu omnipräsent, trägt zur Single "Movin' Bass" aber lediglich die Hook bei. Und was für eine! Zusammen mit dem hektischen, leicht an Run The Jewels erinnernden Beat von Timbaland stimmt hier einfach alles.
Genauso ein Brett: "Brimstone". Irgendwo zwischen Outkast und Devin The Dude unterstreicht Big K.R.I.T. seine Hook- und Produktionsskills, während Rick wahnsinnig laidback den lieben Gott anbetet.
Neben dem böse pumpenden Titeltrack und dem nicht minder druckvollen "Coke Like The 80s" zeigt Rozay vor allem in "Neighborhood Drug Dealer", was er am besten kann: protzen, angeben, ticken. Eben solche Tracks sind es, für die man Rick Ross einfach lieben muss. Dieser Typ würde dir einen Ein-Dollar-Schein für zwei Dollar verkaufen.
Abseits der überzeugenden Auftritte vom Jigga und dem "King Remembered In Time" gefallen noch weitere Features. Boosie Badazz bereichert "Nickel Rock" um eine aggressive Note, während Yo Gotti und Juicy Js Bruder Project Pat auf "Trap Luv" und "Elvis Presley Blvd." herrlichen "Trilla"-Flavor einfangen.
Und der Bawse selbst? Der klingt wie immer, als habe er die Tracks direkt im fetten Ledersessel seines Maybachs aufgenommen. Völlig unbeeindruckt, relaxt und arrogant erzählt er abermals aus seinem unüberschaubaren Imperium, ohne aber die Augen komplett vor dem zu verschließen, das um ihn herum passiert.
So findet sich beispielsweise in "Burn", wie schon auf "Mastermind", eine eindeutige Botschaft an George Zimmerman, der 2013 den unbewaffneten Teenager Trayvon Martin erschossen hatte: "George Zimmerman, when I see you, you gotta burn / Tell your brother and momma, they gotta burn!" Dass das Hauptaugenmerk trotzdem darauf liegt, sicherzustellen, dass die Geldzählmaschine ihren Job vernünftig macht, muss man im Jahr 2014 wohl niemandem mehr erzählen.
Genau das wollen Rozays Fans. Genau das bekommen sie seit Jahren, weshalb sie auch diesmal wieder Spaß mit dem Maybach-Mogul haben werden. Ein oder zwei Jahre Verschnaufpause zwischen "Mastermind" und "Hood Billionaire" hätten jedoch zweifelsohne beiden Platten gut getan.
2 Kommentare mit einer Antwort
Fuer mich ein ueberraschendes Riesenhighlight nochmal zum Jahresende gewesen. Es schafft keiner sonst - ausser dem Boss natuerlich -, dass man sich zu jeder Jahreszeit so bosshaft und ueberlegen fuehlen kann. Jeezys Musik ist ja aehnlich triumphal, dient aber eben doch mehr als Motivator, das zu erreichen, was der Bawse bereits laengst besitzt. Hat dieses Jahr deshalb auch fuer mich die Nase vorne.
Ich meine, kann es noch arroganter gehen: "I went and bought your bitch a washer and a dryer / Seen it in your son's face, I'm who he admires" An Dreistigkeit kommt das schon fast an Kollegahs legendaere line mit der Handaussenseite heran.
Beste Stuecke: 'Coke Like The 80s', 'Nickel Rock' (Boosie einfach hart am grinden, seit er raus ist), 'Headache', 'Heavyweight', 'Phone Tap'. Da beisst die Maus keinen Faden ab. K.R.I.T. hingegen langweilt mich inzwischen wirklich mit allem, was er macht, selbst wenn's dann auf einem Rick Ross-Album ist.
der mittlere absatz macht auf jeden fall bock auf das album
Ich feier If They Knew..