laut.de-Kritik
Latin-Gebrauchspop mit zu wenig Überraschungen.
Review von Artur SchulzNach der Zeit als gefeierter Teenie-Star eine erwachsene Karriere zu starten, ist und bleibt ein schwieriges Unterfangen. Vielen droht nach einem kometenhaften Aufstieg der Absturz in die Vergessenheit. Ricky Martin blieb dieses Los erspart. Nach sechs Jahren Pause präsentiert er mit "Musica + Alma + Sexo" eine Song-Kollektion, die sich stilistisch nur wenig von vorangegangenen Arbeiten unterscheidet.
Als Dancefloor-Filler konzipiert, gelingt Ricky mit "Mas" ein solider aber nicht übermäßig aufregender Einsteiger. "Te Vas" tummelt sich mit House-Beats und Eurodance-Attitüde in sattsam bekannten Gefilden. "Tu Y Yo" arbeitet im Balladen-Fach der großen Geste, mitsamt gekonnter Dramaturgie und einem einsatzfreudigen Ricky. "Cantame Tu Vida" erfreut als blitzsauberer Pop-Song, der dank ausgefeiltem Arrangement zu den herausragenden Nummern zählt. Versiert ausgespielte Flöten-Parts gehen mit lateinamerikanisch klingenden Akustik-Gitarren einen beschwingten Tanz ein.
Die spanisch gesungenen Titel versprühen erheblich mehr Charme als die englischen Tracks. Produzent Desmond Child (Katy Perry, Bon Jovi, Alice Cooper) geht routiniert auf Nummer Sicher. Diese Vorgehensweise lässt natürlich wenig Raum für handfeste Überraschungen. Immerhin beinhaltet der Radio Edit Remix von "Frio" nett anzuhörende Reggaeton-Einlagen des puertoricanischen Duos Wisin & Yandel.
Überwiegend unauffällig verläuft das Experiment eines Song-Drillings."Lo Mejor De Mi Vida Eres Tu" wandelt sich später zweimal zu "The Best Thing About Me Is You". Der Clou: Martin bietet für die jeweilige Version einen Gaststar auf. Zunächst gibt sich die Latin-Sängerin Natalia Jimenez die Ehre, bis einige Titel später Joss Stone als Duett-Partnerin vorbeischaut.
Ihre Raubkatzen-Qualitäten spielt sie dabei selten aus. Zum Abschluss stellt sich Edita Abdieski an die Seite des Sängers und hinterlässt einen eindeutig stärkeren Eindruck als die britische Soul-Röhre. Der etwas müde und oberflächlich plätschernde Reggae-Background lässt die drei Track-Varianten allerdings in gepflegter Durchschnittlichkeit versinken.
Ricky Martin bietet ordentlichen Latin-Gebrauchspop, bei dem leider kaum herausragende Nummern herausspringen. Ein zweiseitiges Foto im Booklet zeigt Ricky mit erhobenen Armen an Ketten gefesselt. "Musica + Alma + Sexo" mag suggerien, eben diese sprengen zu wollen, doch für so ein Unterfangen sind bessere Songs vonnöten.
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