laut.de-Kritik
Fesselt durch einprägsame und schöne Melodien.
Review von Dorothee von PeterffyDass Robbies neues Album "Escapology" heißt, ist schon komisch. Auf deutsch bedeutet der Titel nämlich "Entfesslungskunst". Wovon soll er sich denn befreien? Mit seiner spitzenmäßigen Platte "Swing When You're Winning" hat uns Robbie schon längst bewiesen, dass er sich der Fesseln des jugendlichen Boygroup-Stils entledigt hat. Trotzdem legt er mit "Escapology" noch eins drauf.
Die Platte beinhaltet eine Reihe Schmusesongs, aber auch rockige und elektronische Sounds. "How Peculiar" ist das erste Lied der Platte, und es klingt, als putzte sich Robbie gerade die Nase. Doch der merkwürdige Part gehört zum Song und wird von Robbies verzerrter Stimme begleitet. Da klingt ein neuer elektronischer Stil an, an den man sich nach mehrmaligem Hören gewöhnen kann.
"Feel", die erste Solo-Auskopplung, ist ein locker flockiges Stück. Instrumental ist es sehr einfach aufgebaut. Die Melodie bleibt aber sofort im Ohr. Ähnlich wie bei "Love Somebody". Nur ist dieses musikalisch anspruchsvoller geraten: Robbies kräftiges Organ begleiten Streichorchester und Chor, am Schluss verschmelzen sämtliche Stimmen zu einem voluminösen und wuchtigen Finale. Auch "Something Beautiful" und "Sexed Up" sind wunderschöne Balladen mit einfachen Refrains, die man nach dem zweiten Anhören schon auswendig kann. Das obligatorische Duett hat Robbie dieses Mal nicht mit Nicole Kidman, sondern mit Rose Stone eingesungen. Beide haben ähnliche Stimmen und ergänzen sich bei dem R'n'B-lastigen "Revolution" sehr gut.
Robbie will nach L.A. umziehen, weil er die Stadt liebt. Diese Statements kann man "Hot Fudge" und "Song 3" entnehmen. Er macht L.A. eine wahre Liebeserklärung, aber nicht in Form einer Ballade. "Song 3" rockt mit flotten E-Gitarren-Soli und (für Robbie) zu hartem Refrain. In ähnlich rockigem Stil ist "Cursed" angenehmer anzuhören. Der Song hat nämlich einen gut klingenden Refrain, so wie man es von Robbie erwartet. Überraschend wird der flotte Part durch ganze sanfte Töne unterbrochen, mit denen der Entertainer ein Kind in den Schlaf singt.
Ganz anderer Stil bei "Me And My Monkey": Robbie erzählt in Sprechgesang die Geschichte von einem Affen und einem Mexikaner in Las Vegas, unterlegt ist das mit temperamentvollen Trompeteneinlagen. Der Track zeigt, dass Robbie noch immer Humor hat und mildert so den melancholischen Touch des Albums ein wenig. Um einer scheinbar deprimierten Phase genüge zu tun, ist "Nan's Song" das schwermütigste Lied des ganzen Albums. Robbie hat es selbst als Hommage an seine verstorbene Großmutter geschrieben.
Bei diesem Album hat Guy Chambers, der ehemalige Songwriter von Robbie, noch mal ganze Arbeit geleistet. Die Platte fesselt den Zuhörer vor allem durch einprägsame und schöne Melodien. Die instrumentale Besetzung ist zwar nicht so hochrangig wie auf "Swing When You're Winning", aber Robbies unverwechselbare Stimme gleicht das wieder aus. Er hätte seine neue Platte also ruhig auch "Fesselungskünste" nennen können.
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