laut.de-Kritik
Robbie gegen den Rest der Welt.
Review von Jasmin LützKreischalarm! Der englische Superstar Robbie Williams will zurück auf den begehrten Thron. Nach dem "Rudebox"-Flop und auch dem weniger erfolgreichen Solo-Trip "Reality Killed The Video Star" versucht Robbie mit "Take The Crown" nun erneut, an seine legendären Pop-Hymnen anzuknüpfen. Ob ihm das gelingt?
Einen Spätsommer-Hit bescherte er uns mit der ersten Singleauskopplung. "Candy". Man bekommt zwar Augenkrebs beim Anschauen des Videos - da läuft der frischgebackene Papi als Schutzengel im rosa Schweinchen-Anzug durchs Bild - aber die fröhliche Tröt-Nummer geht schnell ins Ohr und hält sich dort länger fest.
Angeblich war der Song nach wenigen Minuten geschrieben. Das glaubt man gerne. Inhalt: Eine Frau namens Candy denkt sie wäre scheiße, und da kommt der Robert und schläft mit ihr. That's it! Hey, ho, eben ein echter Robbie. Aber die Bläser sind schon super.
Mit "Be A Boy" startet er pompös im Synthie- und Saxophon-Rausch. So 80s! Das kann Robbie irgendwie nicht ablegen. Mit diesem Opener knüpft er aber immerhin einigermaßen erfolgreich an die Elektro-Pop-Show von Take Thats-Super-Comeback "Progress" an. Die vertraute Gruppendynamik tat ihm gut.
Mit "Gospel" reisen wir in seine Vergangenheit und hören nach, wie er sich als Teenie das Leben als Erwachsener vorgestellt hat. Überhaupt verarbeitet Robbie Williams auf "Take The Crown" viele persönliche Erlebnisse, Gefühle und Gedanken. Er will es halt noch mal wissen.
Mit "Different" kommt dann endlich die erste Schmusenummer und wird prompt zur zweiten Single-Auskopplung gekürt. Streichereinheiten haben wir ja alle gerne, die Nummer kann man sich als Highlight im Stadion ganz gut vorstellen. Arme hoch, und jetzt alle: "This time I'll be different, I promise you...".
Die Arme können gleich oben bleiben. Jetzt nur aus der Schunkelnummer ein wenig raus und die Beine mehr zum Tanzen bewegen. Als heißen Scheiß verkauft sich der Mann, so singt er es auch in "Shit On The Radio". Da dürfen Rockgitarren und Synthie-Fanfaren à la Van Halens "Jump" natürlich nicht fehlen. Vom Stadion gehts dann ab in die Disco mit sexy Beat und "All That I Want".
Aber jetzt bitte nicht nachlassen, Robbie! Da muss mindestens noch ein Knaller kommen. ... Okay, er macht es spannend. "Hunting For You" plätschert ein wenig trostlos dahin, doch mit "Into The Silence" gewinnt er unser Herz wieder. Hier bitte kurz im Zimmer einschließen und deprimiert sein. Ich steh' auf seine Balladen. Am liebsten nur er (muss noch nicht einmal nackt sein), Klavier-Begleitung und ein paar Streicher. (Den eh schon sehr schönen Take That–Klassiker "Eight Letters" gibt es in dieser Solo-Form leider nur auf der Special-Edition, aber sehr hörenswert!)
Auf dem Kronen-Album geht es dann leider weiter mit einer soften Scooter-Adaption. "Hey Wow Yeah Yeah". Da ist der Inhalt auch schon egal, Hauptsache es knallt.
Immerhin erkennt man bei "Not Like The Others" die Arbeit von Produzent Garret "Jacknife" Lee. Der Ire hat schon mit einer Vielzahl von Pop-Künstlern zusammen gearbeitet. Die hört man auf "Take The Crown" überall ein bisschen durch: U2, Snow Patrol, Bloc Party, The Cars, Weezer, Editors und R.E.M.
Zum Schluss gibt es dann noch mal eine aufgebauschte Ballade. Für "Loosers" singt sich Robbie inbrünstig seinen ganzen Frust von der Seele und harmoniert dabei stimmlich ganz gut mit Duett-Partnerin Lissie.
100% Robbie Williams ist das leider nicht. Die erneute Pop-Krönung muss wohl noch warten. Aber wenn der neue Bond schon so abgefeiert wird, dann gibt diesem smarten Engländer bitte ebenfalls eine Chance. Who's Back? He's Back. So gut er kann.
14 Kommentare
Das Cover ist grottig!
Das Problem stellen nicht die 100% Robbie Williams, sondern die 100% Bullshit auf der Platte dar.
sehr treffend.
Der Auftritt bei Wetten dass war doch gelungen inszeniert. Der hüpfte so präsent durch die Zuschauerreihen, dass das belanglose "Candy" geschickt zur Nebensache wurde.
wenn ich das cover seh, reichts mir schon.
nach 30 mal zwangshoeren von candy, gefaellt mir der titel mittlerweile sogar *schwarm*