laut.de-Kritik
Große Show im Clubformat.
Review von Michael SchuhWenige Monate vor der großen Stadion-Niederkunft des Robert Peter Williams erscheint mit "The Robbie Williams Show" ein exklusiver Appetitzügler. Denn nicht nur dokumentiert die DVD den bislang letzten Auftritt des Wahl-Kaliforniers, auch die Performance stand unter einem besonderen Stern: Nur knapp 300 Zuschauer hingen Williams im vergangenen Oktober in London beim ersten Auftritt nach seinem gefeierten Swing-Tribut an den Lippen. Sie dürfen sich glücklich schätzen, denn Williams zeigte sich trotz längerer Bühnenabstinenz in Hochform.
Zu den Klängen von "Rock DJ", der von ihm einst als Wegwerfprodukt geschmähten Hitsingle, tanzt der Brite routiniert wie eh und je über einen Laufsteg auf eine runde Mini-Bühne mitten ins Publikum. Nur mit einem tragbaren Mikroständer ausgestattet, dreht er Pirouetten, schlägt laufend Fan-Hände ab, schneidet Grimassen, kurz: Robbie gibt die Rampensau.
Wie immer bleibt auch Platz für kleine Schäkereien. Etwa wenn er den Refrain seines Hits "Strong" in "You think I'm Paul Young" umformuliert oder eine weibliche Anhängerin beim Mitsingen ertappt: "Mein Album 'Escapology' ist noch nicht erschienen, du musst dir den Song aus dem Internet runtergeladen haben". Ganz abhaken kann Williams seinen Swing-Erfolg jedoch nicht. Neben neuen Songs wie "Feel" oder "Monsoon" performt er u.a. "Mr. Bojangles", sitzend auf einem Barhocker.
Noch immer ergriffen erzählt er vor "Ain't That A Kick In The Head", wie er eines Tages Post von der Frau des Komponisten Sammy Kahn vorfand. Sie und Dean Martins Frau liebten Robbies Version über alles, gestand sie darin. Der Brief hängt heute eingerahmt in seinem Haus, erzählt Robbie strahlend. Einen Seitenhieb auf Take That bringt er vor "No Regrets" unter ("Wir waren alle mal jung"), bei "One Fine Day" tritt er erstmals als alleiniger Gitarrist auf und das von ihm komponierte "Come Undone" preist Robbie als seinen Lieblingstrack des neuen Albums.
Nach dem triumphalen Abschluss mit "Angels" kann man gleich zum interessanten Backstage-Feature switchen, in dem Robbie seine Symphatiewerte ausbaut. Beim Vorstellen seiner Musiker mimt er den vergesslichen Rockstar ("Heißt du nicht Charlie? Aber irgendwas mit 'C'!"), schaut seinen schönen Tänzerinnen grinsend bei der Choreographie zu und prahlt mit seiner Gitarre, deren Steg mit glitzernden "RW"-Initialen übersäht ist. Schwer unterhaltsames Programm, eben genau wie Robbies Liveshows.
Noch keine Kommentare