laut.de-Kritik
R'n'B und Soul von der lebenden Blues-Legende.
Review von Giuliano Benassi"Es gab eine Zeit, in der mir alles egal war. Das Leben war eine fortwährende Party. Das war alles, was wir kannten. Heute bin ich glücklich, hier aufrecht zu stehen, denn nicht jeder kann von sich sagen: Ich bin ein Überlebender." In den ersten Zeilen des Openers seines neuen Albums gibt sich Robert Cray erstaunlich offen und selbstkritisch.
Zum ersten Mal in Eigenregie produziert, hatten er und seine Band die Möglichkeit, sich in neue Richtungen zu bewegen. So wartet "Up In the Sky" zu Beginn mit einer Sitar auf, bevor die Orchesterbegleitung einsetzt. Eine knarzige Orgel verleiht dem bluesigen "Back Door Slam" eine charakteristische Note, "I Didn't Know" kommt mit seinem ruhigen Riff eher soulig daher.
Ziemlich überraschend für einen Sänger und Gitarristen, der zwar als eine lebende Bluesgröße gilt, immer aber den Mut zum Experimentieren hatte. "Wenn wir auf Tour sind, hören wir alles mögliche an, brasilianische Musik, alter Funk, Jazz, Rock'n'Roll, Orgeltrios und was es sonst noch so gibt. Die Vielfalt auf diesem Album zeigt unser wahres Wesen", erklärt Cray zu seinem neuesten Werk.
Selbst wenn Blues-Puristen die Nase rümpfen sollten - ein Rhythm & Blues-Lied wie "Your Pal" ist qualitativ genauso hochwertig wie das Soul-Stück "Lotta Lovin'". In What You Need (Good Man)" zeigt sich Cray von seiner ironischen Seite: "Was du brauchst, ist ein guter Mann. Was willst du also mit mir?" teilt er dem Zuhörer mit, bevor er ein Lied später doch wieder um Liebe fleht ("hat jemand etwas Liebe für mich übrig?"). Im abschließenden "Time Makes Two" rückt schließlich auch die Gitarre in den Vordergrund, die ansonsten eher begleitet als führt.
Dass Cray und seine Band vor einem Jahr ohne Plattenvertrag da standen, hat Spuren hinterlassen. Sie sind der Beweis, dass negative Situationen mit etwas Geschick durchaus positive Folgen haben können. So frisch und überzeugend wie auf "Time Will Tell" klang die Combo schon lange nicht mehr.
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