laut.de-Kritik
Der ewige Romantiker - Akkorde wie fallendes Herbstlaub.
Review von Artur SchulzDüster klangen Rons Erläuterungen im Vorlauf der neuen Platte. Vor allem bedingt durch - mittlerweile gottlob überstandene - ernsthafte gesundheitliche Probleme: "Todesgedanken spukten in meinem Kopf, bis ich den für mich positiven Befund erhielt."
Was gleichzeitig die grundsätzliche Einordnung zu "Forever Endeavour" vereinfacht: Wenn Sexsmith die Pole zwischen Diesseits und Jenseits auslotet, lässt er im Dazwischen immer genügend Raum für das Prinzip Hoffnung.
Doch zunächst befindet sich der Kanadier in den beiden Eröffnungstracks auf einer noch unsicheren Wanderung durchs Nirgendwo. In der Textzeile "And there's nowhere to go / but down" sieht er die Lage zwar noch als aussichtslos. Doch Ron wäre nicht Sexsmith, würde er nicht gerade daraus die Kraft ziehen, um weiterzumachen - und einen stimmigen Song hervorzuzaubern.
Was ihm im Verlauf des Albums weiterhin mühelos gelingt. Melancholie findet statt - doch Weinerlichkeit und Mutlosigkeit sind auf Dauer nicht Rons Sache. Verharrt "Nowhere Is" anfänglich in einer fast schwermütigen Zustandsbeschreibung, entwickelt sich die Nummer immer munterer und erhält fast schon heitere Züge. Besonders dann, wenn Ron zum Gitarren-Uptempo ansetzt.
Überhaupt verweilen die Songs des Kanadiers gerne im Zwielicht: Ob am Ende nun Hell oder Dunkel die Oberhand behält, bleibt stets offen. Man weiß nie, ob der jeweilige Track in der Abenddämmerung spielt - oder am Anbruch eines neuen Tages.
"If Only Avenue" besticht durch den Kontrast zwischen einer hart twangenden E-Gitarre und weichen Streichern. Die trocken und träge rumpelnden Beats verleihen der Nummer weitere Prägnanz. "Blind Eye" fühlt sich hörbar wohl im sanft groovenden Sixties-Soul.
"Me, Myself And Wine" beschreibt gleich im Titel alle nötigen Zutaten für den maskulinen Melancholieabend. Der Track begeistert durch ein mit Posaunen und Trompeten angereichertes Arrangement, irgendwo zwischen fröhlichem Dixieland und trunkenem New Orleans-Spirit.
Der musikalische Mix bleibt grundsätzlich dem Fundus früherer Veröffentlichungen treu. Dennoch gibt es einen Unterschied zum Vorgänger "Long Player Late Bloomer - der klare Schritt back to the roots: Produzent Mitchell Froom entschlackte den mitunter etwas dick aufgetragenen Wall Of Sound des zuletzt federführenden Bob Rock.
Die Arrangements 2013 sind mitunter üppig, aber nie überladen geraten. Die Streicher klingen etwa an keiner Stelle handelsüblich hineingepappt: Das verantwortliche Calder Quartet sorgt stattdessen für lebendige Ideen, die sich ins Gesamtkonzept einfügen.
Für den Schlussakkord "Autumn Light" begibt sich Ron noch mal auf den Weg in die Dunkelheit, Akkorde begleiten ihn wie fallende Herbstblätter. Kaum einem Singer/Songwriter-Kollegen gelingt es, Herzschmerz und Zweifel in so bewegend wie tröstliche Songs zu packen wie Sexsmith, dem ewigen Romantiker.
2 Kommentare
Pornöser Name...
Klingt sehr interessant, werde demnächst mal reinhören.