laut.de-Kritik
Melodien für Millionen.
Review von Kai ButterweckSchweden, Mitte der Achtziger: Ein halbes Jahrzehnt nach den letzten Abba-Zuckungen macht sich ein weiteres schwedisches Pop-Projekt auf den Weg in die weite Welt hinaus. Mit der allerersten Single "Neverending Love" feiern Per Gessle und Marie Fredriksson als Roxette im Juli 1986 bereits einen Achtungserfolg. Zwei Jahre später liegt dem Pop-Duo aus Halmstad dank "Look Sharp!" die halbe Welt zu Füßen.
Mit ihrem dritten Studiostreich "Joyride" überzeugen sie 1991 die letzten Zweifler. Elf Millionen Exemplare gingen bis heute über den Ladentisch, das Album zählt zu den meistverkauftesten Alben in Deutschland. Zum Anlass des 30-jährigen Jubiläums erscheint nun zwei Jahre nach Marie Fredrikssons Tod ein besonderer Rückblick. Das Album erinnert an eine Zeit, in der die Sparten Pop und Rock noch ziemlich eng miteinander verbunden waren.
Satte 50 (!) Songs versammeln sich auf drei CDs. Angeführt vom unverwüstlichen Original-Standard des Albums sorgen vor allem unzählige Demos, Remixe und Live-Aufnahmen für gespitzte Ohren innerhalb der Fan-Community. An der Spitze der Highlights stehen zwei unveröffentlichten Demos von Songs, die ursprünglich von Pers ehemaliger Gruppe Gyllene Tider veröffentlicht wurden, die 1984 mit dem Album "Heartland Café" ihren internationalen Durchbruch hatten. Befeuert von solider Gitarrenarbeit beeindruckt das flotte "Run, Run, Run" mit einem Hit-verdächtigen Chorus. Ebenfalls schnell ins Ohr geht der Refrain des zwischen Tears For Fears und Bryan Adams pendelnden Midtempo-Tänzers "Another Place, Another Time".
Es ist erstaunlich, wie ausgereift und visionär Per Gessle in so jungen Jahren bereits zu Werke ging. Nahezu jeder Song aus der Feder des Schweden transportiert diese einzigartige Hit-DNA. Juwelen, Perlen und bis heute weitestgehend unter Verschluss gehaltene Rohdiamanten wie die markante Riff-Nummer "Sweet Thing" und die B-Side-Rarität "The Sweet Hello, The Sad Goodbye" zeigen, dass Roxette auf dem Höhepunkt ihres Erfolges aus dem Vollen schöpfen konnten.
Doch Roxette waren auch eine fulminante Live-Band, die die zugänglichen Harmonien aus der Pop-Welt perfekt mit der energiegeladenen Power des Rock zu vereinen wusste. Kreischende Fans, die einst in Sydney ihre Idole feierten, als gäbe es kein Morgen, erinnern sich vielleicht noch an die imposanten Live-Versionen von "Fading Like A Flower" oder "Hotblooded".
Melodien für Millionen treffen hier auf perfektes Pop-Songwriting: Der Geburtstags-Joyride erinnert somit an den musikalischen Gipfel der Schweden, die sich den Platz in der Popmusikgeschichte längst gesichert haben. Den eingefleischten Fans macht man mit all diesen Archiv-Perlen natürlich eine besonders große Freude.
10 Kommentare mit 5 Antworten
Grundsätzlich nicht so meine Mucke, aber Respekt vor dem, was sie geschafft haben! Waren das perfekte Team - Gessle mit dem Gespür für Hits und Melodien und Marie mit Hammer Stimme und Hammer Optik. Legends...
"Mit ihrem dritten Studiostreich "Joyride" überzeugen sie 1991 die letzten Zweifler."
Das muss voll an mir vorbeigegangen sein. Sind mir immer voll auf den Sack gegangen.
Volle Zustimmung.
Das ist doch gruseligstes Achtklässlerenglisch.
Es reicht doch, wenn drei von zehn Liedern auf Antenne 1 von Roxette sind. Noch nerviger wären nur noch Ace of Base.
Meistverkauften Alben. Nicht meistverkauftesten…
Großartige Songs.