laut.de-Kritik

Spanische Gitarren, Pop-Bongos und gehauchte Liebeserklärungen.

Review von

So soll es sein. Die ersten Sonnenstrahlen locken die Winterdepressiven aus ihren stickigen Zimmern, und die Musikindustrie läutet den Sommer mit südlichen Wohlfühlklängen ein. Pünktlich zum Frühlingsbeginn schickt ein Majorlabel einen weiteren Vertreter aufs musikindustrielle Schlachtfeld in den Kampf um den nächsten Sommerhit.

Das Album verbreitet zwar Urlaubsstimmung, schunkelt jedoch wie ein viel zu kurz geratener Osterurlaub schnell am Hörer vorbei. Wer kennt das nicht? Gerade noch im Hotelzimmer die Adiletten ausgepackt, sitzt man schon wieder im Flieger zurück ins graue Alltagsleben. Und was bleibt vom einwöchigen Traum im Hotel Paradiso? Sich schälender Sonnenbrand und dieser nervige Ohrwurm, der in der Clubdisco rauf und runter lief.

"Before the end of the night, I wanna hold you so tight. You know I want you so much and I'm so tempted to touch!" Den Refrain kann man sich auch nach fünf Pina Colada gut merken, und zur Melodie lässt es sich umso besser schütteln. Die erste Singleauskopplung "Tempted To Touch" bildet definitiv den traurigen Tiefpunkt des Albums, denn so berechnend und eingeschränkt ist "1 On 1" im Gesamten dann doch nicht.

Natürlich hagelt es Unmengen Ooohs und Aaahs, spanische Gitarren, Pop-Bongos oder gehauchte "I love you Baby"s. Doch das eine oder andere Mal kann Rupee dem gefräßigen Popmonster entfliehen und agiert eben nicht programmiert wie die meisten Popindustrie-Clowns. Außerdem klingt er bei seiner Reise durch die unterschiedlichen Genres selten völlig fehl am Platz. Und das ist, bei Produktionen diesen Kalibers, schon eine wirkliche Leistung. Hier hört man nämlich, dass es nicht die Plattenfirma war, die die Genre-Vielfalt aufgrund breitester Geschmacksabdeckung beim Publikum gefordert hat. Sondern, dass Rupee sich einfach nicht auf eine Spielart der Musik beschränken kann und will.

"1 On 1" bringt jedenfalls alles mit, was für einen erfüllten Sommer von Nöten ist. Ein Mix aus Pop, R'n'B und Reggae ist Programm. Als perfekt zu vermarktende Neuheit darf in diesem Sommer ein neues Genre herhalten: Soca. Diese Mischung aus Soul und Calypso ist seit einigen Jahren der große Renner auf den karibischen Inseln und bringt dort die Leute das ganze Jahr über in Karnevalstimmung. Das muss doch auch in Deutschland funktionieren! Immerhin kommt seine liebe Mama von hier, und auch Rupee hat einige Jahre hierzulande gelebt. Er weiß also, dass die Teutonen, wenn überhaupt, mit südlichen Klängen auf die Tanzfläche zu locken sind.

Am Ende stehen nur noch zwei Fragen im Raum: Will Rupee wirklich in die nicht allzu ruhmreichen Fußstapfen von Baby Bash, Las Ketchup, Loona, Haiducii oder Lou Bega treten? Und was zum Henker hat Salaam Remi, langjähriger Produzent von Nas, auf diesem Album verloren?

Trackliste

  1. 1. Tempted To Touch
  2. 2. Do The Damn Thing
  3. 3. If I Can't (Have You)
  4. 4. Helpless
  5. 5. Crime Of The Century
  6. 6. Woman (I'll Always Be There)
  7. 7. Steamroller
  8. 8. Punked
  9. 9. Flaunt It
  10. 10. 1 ON 1
  11. 11. You Never Know
  12. 12. What Happens In De Party
  13. 13. Tempted To Touch (BOOMTUNES Remix)
  14. 14. Jump

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