laut.de-Kritik
Beeindruckende Rückkehr des gestrauchelten Indie-Heroes.
Review von Kai ButterweckRyan Adams war eigentlich schon am Ende. Nach einer Business-Dekade auf der Überholspur, geprägt von Alkohol, Drogen und launischen Verhaltensmustern, schien der einstige Stern am Neo-Americana-Himmel im Jahr 2011 zu verglühen. Zwar setzte Adams mit dem Album "Ashes & Fire" noch einmal ein musikalisches Ausrufezeichen, doch ließen nicht enden wollende Berichte über Konzertabbrüche sowie eine langwierige Hypnose- und Marihuana-Therapie zur Behandlung seines Ménière-Syndroms einen baldigen Komplett-Rückzug des Songwriters vermuten.
Doch siehe da: Wie aus heiterem Himmel schüttelt das Stehaufmännchen aus Jacksonville drei Jahre später mal eben so ein Album aus dem Ärmel, das sich vor den Diskografie-Tabellenspitzenreitern "Heartbreaker" und "Gold" nicht verstecken muss. Bereits auf dem eröffnenden "Gimme Something Good" präsentiert sich ein Sänger, der es wie kaum ein zweiter schafft, tieftraurige Melancholie in etwas Positives umzuwandeln.
"I was playing dead / I didn't make a sound / holding my breath / Going underground: Dem armen Kerl ging es scheinbar wirklich schlecht. Aber den Kopf in den Sand stecken? Nix da - Ein simples Riff, trocken schlürfende Drums und ein im hellen Lichte erstrahlender Refrain sorgen für ein passendes Seelenpflaster.
Ryan Adams therapiert sich mit Blicken in den Rückspiegel. Während der Sänger einen erneuten Sprung über den Abgrund wagt, stehen Ikonen wie Tom Petty ("Trouble", "Stay With Me") und Bruce Springsteen ("Feels Like Fire", "I Just Might") daumendrückend Spalier.
Doch nicht nur Erinnerungen begleiten Adams unterstützend auf seinem Weg ins Licht, auch Pax-Am-Vertraute wie seine Gemahlin Mandy Moore ("Trouble", "Am I Safe") oder Langzeitkumpel Johnny Depp ("Kim", "Feels Like Fire") stehen dem ehemaligen The-Cardinals-Frontmann helfend zur Seite. Sie alle wollen dem Guten wieder auf die Beine helfen. Doch der, der sich nach einer guten Dreiviertelstunde am kräftigsten auf die Schultern klopfen sollte, ist Adams selbst.
Unerwartet gelassen und aufgeräumt schlängelt sich sein ausdrucksstarkes Timbre durch 70s-Rock-Labyrinthe, Lagerfeuer-Welten und folkige Kornfeld-Soundscapes. Was der Sänger auf seinem mittlerweile 14. Studioalbum abliefert, ist aller Ehren wert. Ähnlich wie schon so einige gebrandmarkte Kollegen vor ihm, gelingt es auch Adams, in einer Phase, in der kaum noch jemand mit ihm gerechnet hat, Großes zu schaffen. This is how the big boys do it.
5 Kommentare mit 2 Antworten
Summer of '69 war ein geiler Song!
I'm gonna run to yououu!!
Komm, der Gag musste doch kommen.
Der war aber von Bryan Adams
gefällt mir, werd ich mich mal intensiver mit beschäftigen.
Bin gespannt, der Herr hat mir schon viele gute Musikmomente verschafft
Gefällt mir sehr gut die Platte. Hat wieder diese melancholischen Momente, klingt reif, aber nicht satt. Mal gucken ob das auch länger so bleibt aber ich hab ein gutes Gefühl bei der Scheibe.