laut.de-Kritik
Aus 50 Wörtern wählen, um das Gleiche zu erzählen.
Review von Alexander Austel"Wenn du wirklich der Beste sein willst, dann muss dein Anspruch superhoch sein", stellt Leslie im Breakfast Club zu Beginn dieses Jahres fest. Dass er damit ohne Zweifel recht hat, bestreitet keiner. Wäre ihm das nur Ansporn gewesen, diese Messlatte auch auf seine Musik und nicht auf seine cleveren Business-Ideen anzuwenden.
"M.Z.R.T." steht für 'Magnificently Zealous Renegade Takeover'. Das wiederum steht für ein Künstler/Fan-Konzept, das dich je nach Brieftaschen-Breite bis in Leslies Privatjet hievt. Sein "Lifetime concept Album" gestaltet sich so, dass er an eintausend bezahlende Fans jeden Monat einen Track herausrückt, bis er seine Musiker-Karriere an den Nagel hängt. Und je mehr du für diesen monatlichen Song zu bezahlen bereit bist, desto mehr Privilegien räumt er dir ein. Ein Beispiel: Wer zwölf Mal im Jahr dazu bereit ist, zehn Benjamin Franklins pro Song auf Leslies Mahagoni-Tisch zu blättern, fliegt mit ihm im Privat-Jet nach Miami oder L.A., darf ihn jederzeit privat anrufen und bekommt sogar VIP-Pässe für Konzerte. Verlockend, nicht?
Nein, ganz und gar nicht. Bevor ihr so euer Geld verbrennt, macht es lieber richtig und heizt euren Grill damit ein. Denn was Mr. Leslie hier auf Albumlänge abzieht, ist nicht einmal den regulären Albumpreis wert. Wer mit Bibeltexten ("Blessed are those who hunger and thirst, for they will be filled") einen Song einläutet und in den darauf folgenden Zeilen mit Lines wie "Man, I hope I get to see the pearly gates (Yeah) / Milli' now, 300 milli' before I'm 38" um sich wirft, kann man nicht ernst nehmen.
Auch auf den folgenden elf Nummern steckt der 36jährige Familienvater seine Themenfelder recht nahe im eigenen Villa-Vorgarten ab: "Designer Pain", "Mill'ns" zählen, das in schwindelerregenden Höhen fliegende Ego und in teuren Klamotten verpackte Damen. Plumpe Aussagen, unzusammenhängende Halbsätze und der immer wiederkehrende Verweis auf das verprasste Geld bilden dabei die Bausteine seiner Erzählweise. Jan Delay brachte das Dilemma '98 so auf den Punkt: "Aus 50 Wörtern wählen, um das Gleiche zu erzählen". Das passt auch 17 Jahre später noch wie Arsch auf Eimer.
Nun galt Leslie noch nie als (über)talentierter Rapper, jedoch feierten seine Produktionen in den Charts diverse Schampus-Partys und bargen durchaus Hitpotential. Dicker Bass vermischt mit luftigen und dann wieder dunkel aufziehenden Synthie-Wolken sorgen für etwas Abwechslung am oft einfarbigen Beat-Horizont von "MZRT". Der kurze aber prägnante Wirbelsturm "New New" hinterlässt einen bleibenden Eindruck, ebenso wie der eingängig aus dem Unterholz drückende Banger "The Wood". Doch die wenigen heiteren Momente werten die ansonsten im Regen stehenden, fürs Formatradio getrimmten Gähn-Nummern kaum auf.
"I love music, that's what I do" beteuert der Großverdiener immer wieder. Er sei jetzt komplett independent und könne sich voll und ganz auf seine Musik konzentrieren und diese von seinem iPhone aus vertreiben, erzählt er ebenfalls wiederholt in Interviews. Die Nähe zum Fan beziehungsweise zur Kundschaft mag fortschrittlich sein, jedoch macht das allein keinen großen Künstler aus ihm. "Life is a symphony (Playing) / Imma be that Mozart". Um solch einen Status zu erreichen muss sein "superhoher Anspruch" mindestens auf das Level seines Egos klettern.
1 Kommentar
Der Gute sollte sich lieber wieder auf seine RnB-Wurzeln besinnen oder wenigstens endlich mal die Studioversion von "Breathe" rausbringen (da warte ich schon ewig drauf!).
https://www.youtube.com/watch?v=DaEyx7HZ_l0