laut.de-Kritik

Näkemiin!

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Das war es also für Finnlands größte Indie-Pop-Band. Das fünfte Album "Cut Out The Lights" wird ihr letztes sein, haben Esa, Marko, Jyri und Olli-Pekka verkündet. Ein letztes Mal wollen sie ihre Fans mit leichtgängigen Tanzhymnen beglücken, bevor sie "Näkemiin!" sagen. Zehn Versuche geben sie sich hierzu, jeder bei radiofreundlichen drei Minuten. Dass sie solche Songs schreiben können, haben sie die letzten zehn Jahre über immer wieder bewiesen. "Painted Arms", "Campfire" oder "Kids Aren't Safe In The Metro" zünden anstandslos. Dass dabei auch immer wieder belanglose Begleitmusik dabei war, hat man ihnen gerne verziehen. Solange nur dieser eine Refrain den ganzen Raum zum Tanzen gebracht hat.

Nur, wo sind diese Refrains geblieben? Kein Song auf "Cut Out The Lights" zündet sofort. Mal bricht der Melodiebogen kurz vor dem Refrain wie im Titeltrack, mal schwächelt er viel zu sehr, um den Song zu tragen wie bei "Coupons". Dieses Manko haftet der ganzen Platte an. Sie schreit in jeder Note nach der großen Ekstase, lädt aber in ihren stärksten Momenten höchstens zum Mitwippen ein. Dieser Schrei wird noch eindringlicher, wenn man auf die Struktur der Songs achtet. Sie sind allesamt refraingetragen, Strophen sind meistens nur Vehikel zum Refrain. Um so gravierender, wenn dieser dann unterwältigend ist.

Mangelnde Weiterentwicklung zumindest kann man der Band nicht vorwerfen. "Cut Out The Lights" ist kein Stillstand, musikalisch lösen sie sich ein gutes Stück vom zappelnden Synthie-Pop Two Door Cinema Clubs und öffnen die Türen für Phoenix-inspirierte Gitarren und Gesangsspuren. Insbesondere "Alone in Eldorado" tut dieser Einfluss gut, die Rhythmusgitarre legt ein lieblich-oszillierendes Fundament für eine Funk-inspirierte Leadgitarre, während sich der Text um die Einsamkeit im Glück dreht. Dazu werden simple Drums aufgefahren, die dem Song ein wohltuendes Gerüst bauen. Natürlich ist das nicht besonders innovativ, aber es macht durchaus Laune. Vor allem die Bridge sticht hervor mit atemlos schnellen Gitarren und am äußersten agierenden Gesang ohne wirklichen Text ("Adios, Adios, Adios...").

Bei "Wild Wind" zappelt die Leadgitarre hingegen in allerfeinster "Undercover Martyn"-Manier. Nur ohne dieses Zappeln auf die Zuhörer*innen zu übertragen. Dazu arbeiten auch die Drums nicht genügend mit. Sie bleiben viel zu sehr im Hintergrund als dass sie zur Tanzansage taugen könnten. Gegen Ende verliert sich der Song dann vollends in seinem Refrain. Auch Songs wie "Carried Away", "Coupons" oder "No Adagio" erreichen nie das Schwellenpotential und verharren so in ihrer Rolle als nette kleine Radiopop-Songs, die am Ohr vorbeiziehen, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Da bleibt also nur ohne große Wehmut "Lebwohl" zu sagen und der Band für die Momente auf der Tanzfläche zu danken. Leider fügt "Cut Out The Lights" da keine neuen hinzu und hinterlässt den Eindruck einer Gruppe, die ihren Zenit überschritten hat.

Näkemiin!

Trackliste

  1. 1. Green River
  2. 2. Coupons
  3. 3. Wild Wind
  4. 4. Carried Away
  5. 5. Sunglasses
  6. 6. Mercury
  7. 7. Cut Out The Lights
  8. 8. No Adagio
  9. 9. Maraschino
  10. 10. Alone in Eldorado

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