laut.de-Kritik
Ein gehaltenes Versprechen aus Ruß und Stahl.
Review von Kai Butterweck"Mein Appell an die Band war, roh und authentisch zu Werke zu gehen. Sie sollten keine Angst davor haben, sich von der Bandbasis inspirieren zu lassen", berichtet Saxon-Frontmann Biff Byford anlässlich des mittlerweile zwanzigsten Studioschaffens des britischen Metal-Flaggschiffs. Nach dem mehr als soliden Vorgänger "Call To Arms" lehnen sich die Starkstrom-Ritter pünktlich zur "Jubiläumsausgabe" noch etwas weiter aus dem Fenster.
Große Worte und Gesten gehörten schon immer zum Promo-Naturell des charismatischen Masterminds. Im Gegensatz zu vielen seiner Status-Kollegen liefert der Metal-Veteran und sein Gefolge aber auch ab, und das nun schon seit fast 40 Jahren. Und so präsentiert sich auch das neueste Werk der Band wie ein gehaltenes Versprechen aus Ruß und Stahl.
Nach dem obligatorischen Düster-Intro geht es gleich im Titeltrack voll zur Sache und weckt bis zum Einsatz von Sänger Biff Byford gar Erinnerungen an alte Testament-Werke. Die ungewohnt fetten Gitarrenwände schneiden sich wie Rasierklingen in die Gehörgänge, während der pumpende Background für ordentlich Schubkraft sorgt. Sobald sich der Band-Kopf allerdings am Mikro positioniert, verwandelt sich der vermeintliche Thrash-Bulldozer in den gewohnt PS-starken Metal-Hummer.
Dass das heiße Gefährt auch heute noch ohne zu murren auf Hochtouren läuft, liegt vor allem an der basisorientierten Hingabe, mit der das Quintett zu Werke geht. "Made In Belfast" zieht ähnlich treibend nach vorne, ehe sich die Hartholz-Horde für "Warriors Of The Road" gemeinsam in ein Formel-1-Cockpit quetscht und im Kollektiv aufs Gaspedal drückt.
"Guardians Of The Tomb" hält den Kurs, während man für "Stand Up And Fight" urplötzlich den Untersatz wechselt und mit wehenden Fahnen in Richtung Vergangenheit galoppiert. Zwar sorgen die kratzigen, abgedämpften Powerchords – wie bei den meisten anderen Songs auch - für reichlich Wundstellen in den Gehörgängen, doch insgesamt überwiegt die Freude über einen knapp vierminütigen Zeitsprung ins Jahr 1984.
Mit "Walking The Steel" gönnen sich Saxon eine kurze Verschnaufpause, bevor man die bis dato malträtierten Fortbewegungsmittel mit Songs wie "Wheels Of Terror" und "Standing In A Queue" sicher in die Garage, respektive Stallungen bringt. Hier endet der Spaß für all diejenigen, die sich für die Standard-Ausgabe des Albums entschließen.
Wer vom Gegenwarts-Treiben des Metal-Quintetts allerdings nicht genug kriegen kann, dem sei die Special-2Disc-Edition von "Sacrifice" ans Herz gelegt, denn hier gibt es mit einer orchestralen Über-Version des Klassikers "Crusader", den beiden Akustik-Perlen "Requiem" und "Frozen Rainbow" sowie den Re-Recorded-Tracks "Just Let Me Rock" und "Forever Free" noch massenhaft Bonusrunden für Unersättliche.
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